Konzertreise Chile und Polen 2008

 

 

Konzertreise Chilé 2008

FlaggeChile26.09.2008 - 11.10.2008


Freitag, 26.09.2008 (Anreise)

Diese Konzertreise begann nicht wie alle zuvor am Obersberg: Wir trafen uns am Hersfelder Bahnhof, da wir nach Chile nun wirklich nicht den Bus benutzen konnten. 60 Schülerinnen und Schüler standen an den Gleisen und verabschiedeten sich mal länger, mal kürzer von ihren Eltern, denn eine so lange Reise in ein Land am anderen Ende der Welt lässt selbst den härtesten Sänger mal sentimental werden.

ÜberDenWolken

 

Kurz vor der Abfahrt um 14:20 Uhr hatten wir endlich sämtliche Koffer, die maximal 20 Kilo wiegend durften, ein Limit, dass für manchen schwer einzuhalten war, im Zug verstaut. Bequem machen mussten wir es uns erst gar nicht, denn schon in Frankfurt galt es wieder auszusteigen.

Doch die Fahrt wurde von allen sinnvoll genutzt. Kaum hatte sich der Zug in Bewegung gesetzt, packten alle ihr mitgebrachtes Proviant aus und aßen so viel sie konnten. Das Einführen von Speisen (darunter zählt sämtliches Obst oder Gemüse) und das Mitnehmen von Getränken (über 100ml) im Flugzeug ist nämlich strikt verboten. Blieb doch noch etwas übrig, wurde es einfach an den Nächsten weiter gereicht. Irgendjemand fand sich immer und so war auch dieses Problem, das eigentlich keins war, bald gelöst.

Eine so große Gruppe wie unsere erregte logischerweise ziemliches Aufsehen und so wurden wir im Zug und später auch im Flugzeug oft gefragt, wohin wir denn mit so vielen Leuten reisen wollten. Unsere Antwort: „Nach Chile!“ sorgte oft für ungläubiges Staunen.

In Frankfurt angekommen, blieb uns wenig Zeit, um uns zu orientieren und so folgten wir immer dem letzten Chormitglied, das wir sahen, bevor es um die nächste Ecke verschwand. Wir hatten unsere Reise mit der Unterstützung von LAN, einer chilenischen Fluggesellschaft, finanziert und so sollten alle Flüge, die wir im Laufe dieser Reise noch antreten würden, mit dieser Gesellschaft unternommen werden.

BegrüßungHerrHolzhauer

 

Bevor wir eine Vielzahl unterschiedlichster Kontrollpunkte passieren mussten, standen wir in der Formation der gefühlten längsten Warteschlange der Welt vor dem Check- Inn- Schalter von LAN. Die Zeit, bis alle ihre Tickets hatten, wurde immer länger und die Zeit, die uns noch blieb, um die besagten Kontrollen hinter uns zu bringen und unser Flugzeug nicht zu verpassen, immer kürzer.

Als endlich nach knappen zwei Stunden alle mit einer „Boarding Card“ ausgestattet waren, standen wir an der Sicherheitskontrolle an. Hier wurden wir gründlich durchleuchtet und mancher, bei dem es vorher „gepiepst“ hatte, wurde sogar zur Sicherheit noch einmal abgetastet. Im Flugzeug waren wir über sämtliche Sitzplätze verstreut und so wurde wild verhandelt und getauscht, damit auch ja niemand die nächsten 15 Stunden alleine sitzen musste.

Unser Start in Frankfurt gehört wohl zu den besten Starts der Reise. Wahrscheinlich aus dem einfachen Grund, dass wir lange nicht mehr geflogen bzw. viele von uns noch nie geflogen waren. Im Laufe der Reise wurde jeder Start immer mehr zur Routine und wir standen, was unsere Gelassenheit und unser routinemäßiges Handeln vor und während des Flugs anging, Viel-Flieger-Managern in nichts nach.

Nach zwei Stunden landeten wir um ca. 15 Uhr Ortszeit in Madrid, wo wir das Flugzeug verlassen mussten, damit es noch einmal aufgeräumt und für die Atlantiküberquerung fertig gemacht werden konnte. Wir verbrachten die 4 Stunden Wartezeit nicht wie vorher gedacht mit einer kleinen Probe, sondern jeder für sich. Die einen machten sich ein wenig frisch, die anderen schliefen recht unbequem auf den Stühlen im Wartebereich des Terminals.

Als wir dann in Madrid abflogen und uns nun endlich wirklich auf den Weg nach Chile machten, verließen wir für die nächsten 14 Tage Europa und für die nächsten 13 Stunden die „Erde“. Doch damit hatten wir alle keine Probleme, denn jeder Sitz war mit einem kleinen Bildschirm ausgestattet, auf dem wir aus verschiedenen Spielfilmen wählen oder Spiele spielen konnten. Doch die meiste Zeit verbrachten wir wahrscheinlich mit schlafen und so waren die 13 Stunden erstaunlich unereignisreich.

 

Samstag, 27.09.2008 (Concepcion)

Um 7.40 Uhr Ortszeit (also 13.40 Uhr mitteleuropäischer Zeit) landeten wir endlich in Santiago de Chile. Wir waren über die Anden geflogen und hatten viele Fotos aus den Fenstern der Maschine gemacht und somit waren wir auch entsprechend aufgeregt, das Land endlich vom Boden aus betrachten zu können. Auch hier mussten wir durch eine Passkontrolle, bei der wir sogar einen Stempel bekamen, etwas, das in der EU nicht mehr der Fall ist.

KonzertSchuleConcepción

 

Wir wurden am Flughafen von Herrn Holzhauer, dem Schulleiter der Deutschen Schule in Santiago, begrüßt. Er gab uns einen kurzen Überblick über das, was uns in den nächsten Tagen in Chile erwarten würde und half uns dann europäisches Geld in chilenisches Geld umzutauschen. Am Ende waren wir alle mit chilenischen Pesos ausgestattet. Nach ein paar Stunden mussten wir uns auch von diesem Flughafen verabschieden und auch Herrn Holzhauer würden wir erst in 5 Tagen wiedersehen.

Der nächste Flug unserer Reise, der 3. Flug in 2 Tagen wohl gemerkt, führte uns ins 435 Kilometer entfernte Concepción. Hier wurden wir am Nachmittag in Gastfamilien aufgeteilt, die uns bis zum Abend mit Essen oder einer Dusche versorgten und um 20 Uhr gaben wir noch ein Konzert in der neu gebauten Deutschen Schule, das bei unseren Gasteltern und -geschwistern sehr gut ankam.

Die Nacht verbrachten wir in den Familien, die alle äußerst nett waren. Wir waren alle immer wieder erstaunt, dass in einem Land wie Chile, das so weit weg von Deutschland ist, deutsch gesprochen wird und es sogar ganze Schulen gibt, in denen fast der gesamte Unterricht auf Deutsch gehalten wird. Wir konnten uns also mit unserer Gastfamilien auf Deutsch unterhalten und somit war eine Barriere, die sonst das Sprechen und Verstehen einer anderen Sprache dargestellt hatte, nicht vorhanden.

 

Sonntag, 28.09.2008 (Los Angeles)

Den frühen Vormittag verbrachten wir in unseren Gastfamilien, die uns entweder schlafen ließen, denn schließlich waren wir alle todmüde, oder sie zeigten uns ein bisschen von ihrer Stadt. Wie auch immer unser Morgen aussah, kurz vor dem Mittag trafen wir uns alle wieder an der Schule. Es gab für jeden ein Lunchpaket und dann mussten wir uns auch schon wieder verabschieden. Besonders unsere Jungen waren bei ihren kleineren Gastgeschwistern sehr gut angekommen, und so wurde unser Bus bis zu unserer Abfahrt von neugierigen und gut gelaunten Kindern belagert. Wir verabschiedeten uns von allen, die unseren kurzen Aufenthalt in Concepción und das Konzert möglich gemacht hatten, und fuhren mit zwei kleineren Bussen in Richtung Los Angeles.

FahrtNachLosAngelesInChile

 

Die Fahrt nach Los Angeles in Chile, nicht wie viele dachten nach LA in den USA, dauerte zwei bis drei Stunden. Sie führte an kleinen Dörfern vorbei und durch Wälder, die erst vor kurzem wieder neue Blätter bekommen hatten. Während es in Deutschland schon langsam Herbst wurde, fingen die Bäume und Sträucher in Chile gerade an zu blühen. Dieses schöne Bild wurde jedoch ab und zu von einigen kleinen Hütten am Straßenrand oder in einiger Entfernung unterbrochen. Sie sahen wie Abstellschuppen aus, doch auf den zweiten Blick konnte man sehen, dass hier Menschen wohnten. Die schöne Landschaft, in der sich diese Hütten befanden, täuschte über die tatsächlichen Lebensbedingungen ihrer Bewohner hinweg. Sie lagen Kilometer von der nächsten Stadt entfernt, viele besaßen keine Autos und auch Strom kann es in diesen Hütten aufgrund der großen Entfernung zum nächsten Dorf oder zur nächsten Stadt wohl nicht gegeben haben. Somit bot sich uns auf der Fahrt nach Los Angeles ein anderes Bild von Chile.

In LA angekommen, wurden wir auch hier schon erwartet. Unsere neuen Gastfamilien standen bereit, um uns mit nach „Hause“ zu nehmen. Wir verbrachten den Nachmittag wieder in den Familien, die mit uns Essen gingen, uns die Stadt zeigten oder uns auf eine andere Art zu beschäftigen versuchten. Wie in Concepción gaben wir auch hier am Abend ein Konzert. Nur dieses Mal war unser Konzertsaal nicht die Deutsche Schule, sondern ein altes Kino, das für Konzerte jeder Art umgebaut worden war. Vor uns hatte hier schon der Hannoveraner Knabenchor gesungen, somit waren die Erwartungen an uns entsprechend hoch und auch unser Ehrgeiz geweckt.

PlakatAnkündigungKonzert

 

Unser Konzert war auch hier ein voller Erfolg, was nicht zuletzt daran lag, dass wir es mit einer kleinen Prozession beendeten, bei der wir „Santo, Santo, Santo“ sangen und am Ausgang ein Spalier für die Konzertbesucher bildeten. Den Abend verbrachten wir in den Gastfamilien und bereiteten uns auf den nächsten Flug vor, denn am nächsten Tag sollten wir wortwörtlich und buchstäblich in die Wüste geschickt werden.

 

Montag, 29.09.2008 (Flug in die Atacama-Wüste)

Auch an diesem Morgen mussten wir uns wieder von unseren Gastgebern verabschieden, und so fuhren wir am späten Vormittag wieder mit den Bussen zurück zum Flughafen Concepción. Dort angekommen, vollführten wir die nun schon gewohnten Handlungen. Wir checkten ein, ließen uns von den Sicherheitsbeamten auf Herz und Nieren überprüfen und warteten am Terminal auf unsere Boarding-Time.

ZwischenstoppWasserfall

 

Dieser Zeitpunkt passte gut, um einmal kurz Bilanz zu ziehen: Wir waren seit 4 Tagen unterwegs, mussten durch ein drittes Land reisen, um von Deutschland nach Chile zu gelangen, waren in fünf Städten gewesen, hatten innerhalb von zwei Tagen in zwei verschiedenen Gastfamilien geschlafen und drei Flüge hinter uns. Nun waren wir im Begriff den vierten Flug anzutreten und auch bei dem Letzten hatte sich mittlerweile die Flugangst gelegt.

Der Flug von Concepción verlief wie gewohnt äußerst unspektakulär. Das Einzige, auf das wir uns dann doch freuten, war die kleine Snack-Box, die jeder Passagier im Laufe des Flugs ausgehändigt bekam. Diese hatten wir auch schon auf den letzten Inlandsflügen erhalten und so mussten wir mit großem Bedauern feststellen, dass sich der Inhalt seitdem noch nicht geändert hatte. Aber gegessen wurden sie trotzdem!

Wir landeten am frühen Abend im Norden Chiles. Hier in „der trockensten Wüste der Welt“, wie sie von jedem außer den Einheimischen genannt wurde, erwarteten uns schon unsere drei Reiseführer. Sie hatten die drei Tage, die wir in der Wüste verbringen sollten, schon aufs Genauste geplant und kümmerten sich umsichtig um uns. Sie halfen beim Beladen der drei Busse, mit denen wir in den nächsten Tagen durch die Wüste fahren sollten, erklärten viel und waren immer für einen kleinen Spaß zu haben. Aber wir wären nicht der Chor der Modell- und Gesamtschule Obersberg, würden wir nicht die Ankunft in der Wüste Atacama dafür nutzen, ein „kleines“ Gruppenfoto zu machen. Der Fotograf, der immer Fotos von den Reisegruppen unserer drei Begleiter zu machen schien, war dann doch mit der Größe unserer Gruppe überfordert und so wurden aus dem einen Foto viele kleine Fotos, damit auch ja jeder zu sehen war.

UnterkunftSanPedro

 

Als endlich alle Fotos geschossen, unser Gepäck eingepackt und jeder einen Sitzplatz gefunden hatte, war es dunkel geworden und so sahen wir an unserem ersten Abend in der Wüste nicht viel vom dem, was uns erwarten würde.

Unsere Unterkunft befand sich in San Pedro de Atacama, einem kleinen Dorf, das, so jedenfalls unser Eindruck, einen leichten Hippie-Touch hatte. San Pedro ist berühmt für seine unkomplizierten Verhältnisse, denn hier leben Einheimische, Zugezogene und Touristen nebeneinander und trotz der ständig wachsenden Einwohner- und Besucherzahl hatte es nichts von seinem ursprünglichen Charakter verloren.

Unsere Gruppe musste aufgrund der Größe in zwei verschiedenen Hotels untergebracht. Beide waren aus einstöckigen Lehmhäusern gebaut, hatten zwar Toilette und Dusche auf dem Zimmer, jedoch ging manchmal das Licht aus, denn für 30 Föhne gleichzeitig war das Stromnetz dann doch nicht ausgelegt.

Der Staub der Wüste war allgegenwärtig. Man konnte ihm entweder mit einer ausgiebigen Dusche begegnen, bei der man das gesamte warme Wasser verbrauchte und somit für den Zimmergenossen nichts mehr übrig blieb, oder man fand sich mit den Umständen ab, lächelte und machte das Beste draus. Schließlich kommt man nicht alle Tage in die Wüste!

Das Abendessen nahmen wir in einem kleinen Restaurant, ein paar Schritte von unseren Hotels entfernt, ein. Der Koch und die Bedienungen hatten mit uns alle Hände voll zu tun und wahrscheinlich, hätten sie zu den Zeiten, in denen wir das Restaurant „belagerten“, keine anderen Gäste.

 

Dienstag, 30.09.2008 (Atacama-Wüste)

Man hatte uns zwar am Abend vorher gewarnt, aber dennoch waren wir überrascht, wie trocken unsere Hälse und Nasen am nächsten Morgen waren. Die Luftfeuchtigkeit in dieser Gegend war so gering, dass man erstens immer trinken musste und zweitens trotzdem auszutrocknen schien. Gut, dass wir in den nächsten Tagen kein Konzert vor uns hatten!

SalzseeAtacamawüste

 

Wir mussten an diesem Morgen zwar nicht all zu früh aufstehen und trotzdem waren wir alle sehr ruhig und langsam beim Frühstück, das im Freien stattfand. Das Hotel hatte einen großen Innenhof, auf dem in einer Ecke ein kleiner Tisch mit unserem Frühstück stand. Es gab Instant-Kaffee, Joghurt und Müsli. Vermutlich lag es zum einen immer noch an der Müdigkeit, die uns immer begleitete, und zum anderen an dem Ort, an dem wir uns befanden. Der Himmel war strahlend blau, die Luft war kühl und klar, sogar noch viel klarer als in Deutschland nach einem Regenguss und die Wärme der Sonne wurde von Minute zu Minute immer intensiver.

Doch diese Ruhe war nicht von allzu langer Dauer. Unsere Reisebegleiter waren mit den Bussen in der Zwischenzeit ebenfalls eingetroffen und nun mussten die drei Gruppen ihren Bus besteigen. Das Tagesziel war neben ein paar wunderschönen Canyons, in denen die Einheimischen ihre Dörfer gebaut hatten, die Besichtigung der „Valle de la Luna“ mit dem Tal des Todes.

Die Wüste Atacama ist keine Sandwüste wie die Sahara. Sie besteht zwar ebenfalls aus Sand, aber ihr Grundbestandteil ist Stein. Egal in welche Richtung man sah, immer konnte man das Panorama der Anden sehen und weite Strecken flacher steiniger Ebene. Durch diese, die ab und zu von kleinen Hügeln unterbrochen wurde, verliefen Canyons, so viele in ihrer Anzahl und so unerwartet, dass man immer wieder erstaunt war, wenn man plötzlich aus dem Fenster des Busses auf einen Fluss in einer kleinen Schlucht sehen konnte, an dessen Ufern Bäume und Sträucher wuchsen. Hier lebten die einheimischen Indianer oder auch Atacamenios. Sie waren nicht so „touristenfreundlich“ wie die Einwohner San Pedros und wollten lieber in Ruhe gelassen werden.

Neben den verschiedenen Dörfern, die uns auch in den nächsten Tagen immer wieder begegneten, fuhren wir zu einem alten Steinbruch, in dem wir auch eine Jahrtausende alte Petroglyphe, eine Steinzeichnung der Indianer, sehen konnten.

Auf der Rückfahrt nach San Pedro konnten wir in einem kleinen Ort Souvenirs kaufen. Hier stand an der Wand eines kleinen Hauses ein Lama umzäunt von klapprigen Holzbrettern. Wir gingen in das Haus, da uns dort ein kühler Saft aus einer einheimischen Frucht angeboten worden war, der wirklich richtig lecker schmeckte. Doch als wir wieder hinaus kamen, kam uns irgendetwas merkwürdig vor. Wir brauchten eine Weile, doch dann begriffen wir, dass sich das Lama in der Zwischenzeit wohl aus dem Staub gemacht haben musste, denn nun lagen nur noch die Holzbretter wirr auf dem Boden und von ihm war weit und breit nichts mehr zu sehen.

SanPedro

 

Zum Mittagessen fuhren wir nach San Pedro zurück und aßen im Restaurant vom Vortag. Das Essen war äußerst lecker und bestand immer aus drei Gängen: einer Vorsuppe, einem Hauptgericht und, zu unserer großen Freude, auch aus einem Nachtisch. Als alle fertig waren und die Sonne nicht mehr ganz so hoch am Himmel stand, fuhren die drei Busse wieder getrennt zum nächsten Ziel der Tour: Dem Tal des Todes!

Das Tal bestand aus Felsen und aus Sand und war einige hundert Meter lang. Der Fußweg, den wir benutzten, überwand eine Höhe von ca. 200 Metern. Gut, dass es nach unten ging, denn sonst wäre der Weg neben den Windböen, die uns ständig Sand in die Augen und gegen unsere nackten Beine blies, nur noch beschwerlicher geworden. So oder so war das Tal auf jeden Fall ein Erlebnis. Wir nahmen uns Zeit und ließen die Eindrücke auf uns wirken. Das Tal, auch wenn es der Name vielleicht vermuten ließ, hatte rein gar nichts mit dem Tod zu tun. Vielmehr war der Name anhand eines kleinen Versprechers zustande gekommen. Ein Priester, der von den Einheimischen sehr geschätzt wurde, hatte bei dem Anblick des Tales sagen wollen, dass der Mars bestimmt so aussehen müsste wie dieses Tal. Da er leider nicht perfekt Spanisch sprach, benutzte er nicht das spanische Wort für Mars sondern das ähnlich klingende Wort für Tod. Und so behielten alle den Namen einfach bei. Uns störte das wenig. Wir sahen den Sandsurfern, die auf der großen Düne des Tals surften, zu oder bestiegen selbst die Düne. Am Ende hatten wir alle eine ordentliche Portion Sand in den Schuhen.

Danach fuhren wir wieder zurück ins Hotel und aßen zu Abend. Danach nutzten viele die Gelegenheit, ein bisschen Geld für Souvenirs auszugeben. Alles war hier viel bunter und die aus Lamawolle gefertigten Taschen erfreuten sich immer größerer Beliebtheit.

Am Abend folgte ein Programmpunkt, der zunächst nicht wirklich auf große Begeisterung stieß. Wir fuhren zu einer der bekanntesten und größten Dünen der Atacama-Wüste, von deren Spitze aus wir uns den Sonnenuntergang anschauen sollten. Jeder von uns hatte schon einmal einen Sonnenuntergang gesehen, also konnten wir die Begeisterung, mit der uns unsere Reisebegleiter von der außergewöhnlichen Schönheit des Sonnenuntergangs zu überzeugen versuchten, nicht ganz verstehen. An der Düne angekommen, stieg unsere Stimmung auch noch nicht merklich, denn nun mussten wir erst einmal die Düne besteigen. Eine Düne zu besteigen ist schwieriger als es sich anhören mag, denn schließlich besteht sie aus Sand und der macht den langen und steilen Aufstieg noch um einiges schwieriger.

SonnenuntergangBergkette

 

Uns wurde gesagt, wir sollen die Berge in entgegen gesetzter Richtung des Sonnenunterganges betrachten, denn dort sollten „Farben“ zu sehen sein, wie man sie nirgendwo auf der Welt in dieser Art und Weise wiedersehen würde. Unser Blick ging also immer zwischen Sonnenuntergang und gegenüberliegender Bergkette hin und her, aber „Farben“ wollten sich partout nicht zeigen. Wir fotografierten die Berge trotzdem, da wir nicht wussten auf was genau wir eigentlich zu achten hatten und wir wollten ja schließlich die Farben nicht verpassen, nur weil wir dachten sie wären noch nicht da. Doch dann hieß es auf einmal: „Oh… schau mal da…!“ Und da waren sie! Die Berge leuchteten nicht einfach in verschiedenen Rot- und Orangetönen. Sie leuchteten in blau und lila, feuerrot und gelb…

Unser Chorleiter wollte sich nach einigen Minuten schon auf den Abstieg zu den Bussen machen, doch wir wollten noch die Berge beobachten und die Farben fotografieren. So einen Sonnenuntergang hatten wir nun wirklich noch nie gesehen und im Nachhinein können auch wir sagen, dass das der beeindruckendste Sonnenuntergang gewesen ist, den wir je erlebt haben.

 

Mittwoch, 1.10.2008 (Geysire auf dem El Tatio)

Der Mittwochmorgen begann schon um 4:30 Uhr. Wir fuhren ohne Frühstück los, da wir so schnell wie möglich auf den El Tatio wollten, um dort die Geysire in ihrer vollen Größe sehen zu können. Die Hauptaktivität dieser Geysire findet nämlich nur vor dem Beginn der direkten Sonneneinstrahlung um 8 Uhr statt. Trotz der Eile fanden unsere Reisebegleiter noch die Zeit, uns am Nachthimmel, der in der Wüste viel näher zu sein scheint und die Sterne viel heller leuchten als in Europa, das Kreuz des Südens zu zeigen, das, wie der Name schon sagt, nur auf der südlichen Halbkugel zu sehen ist.

AufDemElTatio

 

Die Geysire auf dem Berg El Tatio befinden sich auf 4300 Meter ü. NN, einer Höhe, die bei einigen unserer Chormitglieder für Schwindel, Herzrasen und Übelkeit sorgte, denn in dieser Höhe ist die Konzentration an Sauerstoff in der Luft viel geringer als zum Beispiel in Bad Hersfeld.

Doch unsere Reisebegleiter waren gut gerüstet und versorgten die betroffenen mit Coca-Tee, der aus Blättern einer Pflanze gemacht wird, die gegen die Höhenkrankheit helfen soll. Die, denen den es gut ging, gingen durch den dichten Nebel, der von den heißen Geysiren erzeugt wurde. Aus vielen mal kleinen mal etwas größeren Löchern stiegen Wasserdampfsäulen auf, die so dicht waren und nicht nur senkrecht nach oben stiegen, sondern manchmal auch einen Schwenk noch links oder rechts machten und plötzlich fand man sich umgeben von einer weißen Wand.

Die Sonne stieg langsam über die Bergspitzen und so nahm die Intensität dieses Naturphänomens langsam ab. Der Dampf wurde weniger und unser Hunger größer. Seit unserem Aufbruch um 4:30 Uhr waren nun schon knappe fünf Stunden vergangen und so machten wir uns über das mitgenommene Frühstück her, dass der Veranstalter mit auf 4300 Meter Höhe gebracht hatte. Es gab heißen Tee, Instant- Kaffee, Joghurt, Müsliriegel, Obst und Schokolade.

Als alle satt waren, fuhren wir noch ein bisschen weiter, denn in der Nähe gab es eine heiße Quelle, in der man ausgezeichnet baden konnte. Die Mutigsten unter uns hatten sich ihre Badesachen eingepackt und sprangen in das ca. 30- 35 Grad warme Wasser. Die anderen, denen die Umgebung zu kalt war und sich somit nicht trauten, sich umzuziehen, hielten nur ihre Füße ins Wasser – am Ende saßen mindestens 20 Leute am Beckenrand. Nach einer knappen Stunde Badespaß bestiegen wir wieder unsere Busse, denn in unserem Programm standen noch viele Punkte, die es zu „erledigen“ galt.

GruppenfotoGeysire

 

An diesem Tag besuchten wir noch ein Dorf, das ganz versteckt irgendwo in der Wüste lag. Zwar sah die Landschaft, durch die wir mit unseren Bussen fuhren, immer anders aus, aber über kurz oder lang hatten wir dann doch die Orientierung verloren. Wir vertrauten unseren Reiseführern und unseren Busfahrern, die uns sicher durch die Wüste brachten und sich dort bestens auskannten. Sie fanden die versteckten, kleinen Dörfer in den tiefen Canyons und konnten uns immer etwas über die Einwohner, die Geschichte oder die Umgebung erzählen.

Unser Mittagessen aßen wir wiederum in einem anderen Dorf, in dem die Ruine einer Pukara stand. So bezeichnet man eine alte Indianerfestung in Chile, die erbaut wurde, um die umliegenden Felder besser verteidigen zu können. Sie sind sehr verwinkelt angelegt und konnten so ausgezeichnet verteidigt werden, da sich in den vielen kleinen Gassen nur die Bewohner wirklich ausgekannt haben mussten. Die Indianer züchteten über Jahre verschiedene Reissorten und veredelten sie. Bis heute werden in Chile hauptsächlich die Reis- bzw. Gemüsesorten gegessen, die die Indianer so mühsam gezüchtet hatten.

Auf dem Weg zurück nach San Pedro de Atacama kamen wir noch an einem anderen Ort vorbei. Hier stand die einzige Kirche Chiles, um der Gräber angelegt worden waren. Wer die Toten waren und warum nur sie direkt neben der Kirche begraben wurden, weiß heute niemand mehr, aber der schöne ruhige Dorfplatz kam für eine kleine Rast gerade recht.

Dies war unser letzter Tag in der Wüste und so verbrachten wir den Abend in unserem Stammrestaurant. Es wurde gegessen, getrunken und gelacht und alle waren sich einig, dass die letzten drei Tage außergewöhnlich gewesen waren. Leider mussten wir am nächsten Morgen schon wieder abreisen.

 

Donnerstag, 2.10.2008 (Flug nach Santiago)

An diesem Morgen mussten erneut alle Koffer flugtauglich gepackt sein, denn nun ging es zurück nach Santiago de Chile. Wir verließen das Hotel zusammen mit unseren Reiseführern, die es sich nicht nehmen ließen, uns auch noch auf dieser letzten Fahrt durch die Wüste zu begleiten und für einen reibungslosen Ablauf beim Einchecken zu sorgen. Vor Abflug gab uns einer unserer Guides noch einen Rat mit auf den Weg: „Leute, denkt immer dran! Das Leben ist affengeil!“ Und mit diesen Worten verließen wir nun endgültig die Wüste und machten uns auf den Weg zu unseren Gastfamilien in einer wirklich riesengroßen Metropole: Santiago de Chile!

GruppenfotoFlugzeg

 

Um 8:45 Uhr ging unser Flug und ca. 3- 4 Stunden später wurden wir bereits in Gastfamilien aufgeteilt. Diese brachten uns erst einmal zu sich nach Hause und versorgten uns mit allem, was uns so fehlte…

Doch schon um 18 Uhr mussten wir wieder an der Deutschen Schule sein, denn am Abend hatten wir unser erstes Konzert nach 3 Tagen Wüstenpause. Wir probten gewissenhaft, denn auch ein Vertreter der deutschen Botschafters sollte anwesend sein. Das Konzert verlief sehr gut und auch die Zuhörer waren begeistert. Spätestens mit unseren drei chilenischen Liedern hatten wir sie endgültig für uns gewonnen.

Nach dem Konzert gab es einen sogenannten Cocktail: Es wurden kleine Häppchen serviert, auf die wir uns stürzten, da wir bis dahin noch kein Abendbrot gegessen hatten, und es wurden verschiedene Säfte und Weine ausgeschenkt. Die Kellner kamen kaum mit einschenken und servieren hinterher, denn bald hatte sich herum gesprochen, dass der Erdbeersaft besonders gut war, und so verlagerte sich die Menschentraube von den Häppchenplatten hin zur Bar.

KonzertDeutscheSchuleSantiagoDeChile

 

Obwohl der Abend als „Openend“- Party geplant war, verließen die meisten Chormitglieder die Schule doch recht früh, da sie sich zum einen an die Abfahrtszeit ihrer Gastfamilien halten mussten und zum anderen vom zurückliegenden Tag doch recht müde geworden waren.

 

Freitag, 3.10.2008 (Stadtführung in Santiago)

An diesem Tag konnten wir wieder relativ lange schlafen, etwas, an das wir uns, auch wenn es auf keinen Fall ungelegen kam, im Hinblick auf unsere Konzertreiseerfahrungen, nur „schwer“ gewöhnen konnten.

KonzertActoCivico

 

Der erste Programmpunkt an diesem Tag war ein Konzert im „Acto Civico“ der Schule, bei dem wir passend zum Thema des Tages den „Frühling von Berlin“ sagen. Am 3. Oktober wird bekanntlich der Tag der Deutschen Einheit gefeiert. Für uns Deutsche war das natürlich selbstverständlich und bisher kam uns Schülern dieser Tag, an dem wir normalerweise schulfrei gehabt hätten, immer sehr gelegen. Um so erstaunter waren wir, als wir an diesem Tag in die Turnhalle der Schule kamen, in der sich alle Klassen versammelt hatten, um den Tag der Deutschen Einheit gemeinsam zu feiern. Hier in Chile feierte man einen deutschen Feiertag! Alle Klassen hatten sich auf die eine oder andere Weise mit Berlin, dem Thema dieses Tages, beschäftigt. Sie hatten die Berliner Mauer nachgebaut, Tänze zu deutschen Popliedern einstudiert oder Plakate zu verschiedenen Ereignissen der deutschen Geschichte erstellt.

Zu Beginn wurde die chilenische Nationalhymne gesungen. Waren wir von dem Thema und der Gestaltung dieses Tages noch beeindruckt, so staunten wir nicht schlecht, als die gesamte Schule im Anschluss auch die deutsche Nationalhymne sang.

Nach der Feier führte uns der Schulleiter, Herr Holzhauer, kurz durch „seine“ Schule, berichtete uns vom Unterricht und machte uns eindringlich klar, dass das Leben der Schüler an dieser Schule und das Leben in unseren Gastfamilien kaum oder nur sehr wenig mit dem Leben der meisten Chilenen verglichen werden konnte. Bevor wir an diesem Tag eine Stadtrundfahrt durch Santiago de Chile machten, aßen wir in der Kantine der Schule Lasagne.

Die Rundfahrt begann am frühen Nachmittag und uns wurde erzählt, sie dauere etwa 5 Stunden. Dies taten wir als Scherz ab, denn bisher hatte keine unserer Stadttouren, in welchem Land auch immer, so lange gedauert. Aber wir irrten uns gewaltig. Wir fuhren an diesem Tag kreuz und quer durch ganz Santiago, so kam es uns jedenfalls vor. Uns wurde die älteste Kirche der Stadt gezeigt und über den Innenhof des Präsidenten-Palastes durften wir ebenfalls laufen, obwohl viele von uns ihre Pässe im Bus liegen gelassen hatten!

AussichtvomCerroSanCristóbal

 

Der krönende Abschluss dieses Tages bildete die Aussicht vom „Cerro San Cristóbal“, einem Hügel in der Mitte von Santiago. Es war mittlerweile dunkel geworden, und so bot sich uns ein unvergesslicher Anblick: Egal, in welche Richtung man blickte, überall waren Lichter zu sehen und man hatte den Eindruck auf einer Insel inmitten einem Meer aus Lichtern zu stehen. Erst jetzt fiel uns auf, wie groß Santiago wirklich war, denn bis zum Horizont war nichts anderes zu sehen. Wir versuchten diese Bilder mit unseren Kameras festzuhalten, aber leider kamen die Bilder der Realität nicht einmal ansatzweise nahe. Mit diesen vielen neuen Eindrücken fuhren wir wieder zurück zur Schule, an der uns unsere Gastfamilien abholten und mit „nach Hause“ nahmen.

 

Samstag, 4.10.2008 (Santiago)

An diesem Vormittag hatten wir unser nächstes Konzert, und auch dieser Auftritt war wieder einmal etwas Besonderes. Wir sangen bei wunderschönem, warmem Wetter in „Portal la Dehesa“, einem Einkaufszentrum, in dem man so ziemlich alles kaufen konnte. Unsere Bühne wurde im Innenhof aufgebaut, sodass man uns von den Terrassen der Eiscafés hören konnte. Auch dieses Konzert war gut besucht, was zum einen wohl an der Lage und zum anderen an den riesengroßen Lautsprechern lag, mit denen wir auch in den letzten Winkel übertragen wurden.

KonzertPortalLaDehesa

 

Nach dem Konzert gab es wieder einen kleinen Snack und danach verbrachten wir den Rest des Tages in unseren Gastfamilien, denen immer etwas Neues einfiel, mit dem sie uns „beschäftigen“ konnten. Am Abend mussten wir schon wieder packen, aber dieses Mal nur eine kleine Reisetasche, denn am nächsten Tag wollten wir mit dem Bus die Anden überqueren und die nächsten drei Tage in Argentinien verbringen. Unsere 20-Kilo-Koffer konnten wir Gott sei Dank in den Gastfamilien zurücklassen, in die wir danach ja wieder zurückkehren sollten.

 

Marina Schneider

 

Sonntag, 5.10.2008 (Fahrt über die Anden)

An diesem Morgen trafen wir uns vor der Deutschen Schule in Santiago, denn wir hatten etwas ganz Besonderes vor. Wir verabschiedeten uns zunächst von unseren Gastfamilien, um die Reise nach Mendoza, eine argentinische Kleinstadt nahe der chilenischen Grenze gelegen, mit einem modernen Reisebus anzutreten.

FahrtÜberDieAnden

 

Die Fahrt führte uns über eine lange Serpentinenstraße durch die Anden bis auf 3.500 m über dem Meeresspiegel. An dieser höchsten Stelle mussten wir unsere Fahrt zunächst einmal unterbrechen, um durch die strengen argentinischen Sicherheitskontrollen zu kommen. Auch unser Chorleiter Ulli versicherte sich mehrmals, ob er auch nichts Verbotenes in seinem Rucksack hatte. Doch dank der Reiseleiter und unseres Dolmetschers Josef konnten wir schon bald wieder in unseren Bus einsteigen und die Abfahrt nach Mendoza genießen. Wir genossen das einzigartige und sehr eindrucksvolle Panorama der Anden. Interessant waren die Bergsteiger und die Skifahrer, die die steilen Pisten der Berge hinunterfuhren.

Abends in Mendoza angekommen bezogen wir das Hotel „Cordon del Plaza“, von dem wir alle begeistert waren, da es in einem noblen Zustand war. Anders als in Santiago erwarteten uns durch das eher mediterrane Klima sommerliche Temperaturen, die wir gleich dazu nutzten, die Stadt besser kennen zu lernen, so dass uns unser Reiseleiter zunächst das Stadtzentrum mit all den Geschäften etc. zeigte. Den Abschluss dieses Tages bildete ein Abendessen in unserem Hotel.

 

Montag, 6.10.2008 (Stadtführung in Mendoza)

Nach dem gemeinsamen Frühstück im Hotel hatten wir im Zentrum Mendozas Zeit für eine Shoppingtour. Die vielen Mädels im Kaufrausch machten dem Chorleiter ein bisschen Angst – jedoch war das Shoppingfieber berechtigt, denn in Argentinien ist alles viel günstiger als in Deutschland.

ShoppenInMendozas

 

Um 14.00 Uhr begann dann die fünfstündige Stadtbesichtigung Mendozas. Zunächst hatten wir eine Führung in einer Kelterei. Als unsere Guides mitbekamen, dass sie gerade die Bekanntschaften mit einem Chor aus Deutschland machten, fragten sie natürlich voller Neugierde, ob wir ein Stück singen könnten. Daraufhin stimmte Ulli ein Lied an und wir beschallten die alten Gemäuer im Keller mit unserem Gesang.

Ein weiterer Punkt der Stadtbesichtigung war die Altstadt, die mit ihren Universitäten, Theatern und Operetten erstrahlt. Schade war nur, dass das Mikrofon des Busses den Geist aufgegeben hatte und unser Reiseleiter nur schwer zu verstehen war. Ulli bemühte sich erfolglos es zu reparieren und erzählte uns, dass er wegen des Mikrofons noch wahnsinnig werde. Dadurch konnten wir leider nur begrenzt etwas über die Kultur Mendozas erfahren.

Wie auch immer, trotz der kleineren Lappalien kehrten wir schließlich zufrieden ins Hotel zurück und machten uns noch einen netten Abend.

 

Dienstag, 7.10.2008 (Rückkehr nach Santiago de Chile)

An diesem Vormittag ging der Aufenthalt in Mendoza langsam zu neige, denn die Rückkehr nach Santiago de Chile stand kurz bevor. Nach einem stärkenden Frühstück und noch kurzer Freizeit in der Stadt bestiegen wir den Bus, der ganz nach südamerikanischer Mentalität mit einer halben Stunde Verspätung eintraf und um 12.45 Uhr wieder Richtung Anden startete. Genauso wie auf der Hinfahrt konnten wir wieder das herrliche Bergpanorama genießen.

GruppenfotoAnden

 

Abends gegen 19.30 Uhr kamen wir wieder an der Deutschen Schule in Santiago an und wurden dort schon sehnsüchtig von unseren chilenischen Gastfamilien erwartet.

 

Mittwoch, 8.10.2008 (Konzert in der Deutschen Botschaft)

Am nächsten Morgen war die Deutsche Schule wieder der Treffpunkt. Zur Einstimmung auf den Tag sangen wir für zwei Geburtstagskinder ein „Happy Birthday“ – obwohl wir schon sehr knapp dran waren, weil wir in der Deutschen Botschaft zum Konzert erwartet wurden. Die Einladung kam von Botschafter Dr. Michael Glotzbach persönlich, der gebürtig aus Wiesbaden stammt.

KoonzertBotschaft

 

Wir waren sehr verwundert wie klein die Welt doch ist, denn wir hatten ebenfalls den Diplomaten Bernd Weiser getroffen, der aus Schenklengsfeld stammt und – jetzt kommt’s – 1980 an der Modellschule Obersberg sein Abitur machte und selbst schon im damaligen Chor der Schule gesungen hatte.

Nach dem Konzert hob der Botschafter hervor, dass der Gesang eine wirkliche Entspannung gewesen sei neben der vielen Arbeit. Zur Freude von uns stellte die Botschaft noch Getränke und kleine Häppchen zu Verfügung. Anschließend holten uns die Gastfamilien wieder an der Deutschen Schule ab, damit wir den Nachmittag mit ihnen verbringen konnten. Dort unternahm jeder ganz individuelle Tätigkeiten, wie zum Beispiel eine Shoppingtour durch die großen Malls (= Einkaufszentren).

Nach dem Nachmittag mit den Gastfamilien fand noch ein Konzert in der Universität „Desarrollo“ statt. Schade nur, dass einige Schülerinnen erkältet waren und wir nicht in voller Besetzung singen konnten. Doch nach der Ankündigung des Direktors brachten wir das Publikum in Schwung und sangen ein schönes Konzert. Das Repertoire setzte sich aus Volksliedern, Popsongs und ganz unterschiedlichen internationalen Melodien zusammen, und so konnten wir das Publikum erneut begeistern.

 

AusklangKozertAnUniversität

 

Im Anschluss an das erfolgreiche Konzert luden die Vertreter der Universität uns auf einen Cocktail ein (die unter 16-jährigen natürlich auf einen Saft). Viele Chilenen waren sehr interessiert daran, wie das System des Chores aufgebaut ist und wie man die grandiose Möglichkeit bekommt, einmal in ein so fernes Land wie Chile zu kommen. Wir konnten soziale Kontakte knüpfen und dem südamerikanischen Land noch näher kommen. Es war ein wunderschöner Ausklang unseres Aufenthaltes in Santiago!

 

Donnerstag, 9.10.2008 (Abreise aus Santiago)

Nun war der Morgen gekommen, an dem wir uns von unseren Gastfamilien aus Santiago verabschieden mussten. Einerseits mit einem weinenden Auge, weil man jetzt wusste, dass man seine Gastfamilie nicht so schnell wiedersehen würde und wir diese doch in so einer kurzen Zeit sehr ins Herz geschlossen hatten. Anderseits mit einem lachenden Auge, weil wir eine wohl einmalige Gelegenheit hatten, tiefer in die chilenische Kultur einzutauchen und dadurch neue Freunde gewinnen konnten!

AbschieSantiagoDeChile

 

Mit ein paar Tränen verabschiedeten wir uns also und wir fuhren in unseren nächsten Zielort, Vina del Mar, eine Kleinstadt direkt am Pazifik gelegen. Nach etwa zwei Stunden angekommen, verweilten wir kurze Zeit an der Küste und konnten die frische Meeresluft genießen, was den erkälteten Schülerinnen richtig gut tat. Anschließend fuhren wir in die Deutsche Schule von Vina, dort warteten schon die Gastfamilien und wir wurden wieder super freundlich aufgenommen. Im Anschluss hatten wir dann Gelegenheit, uns für das Konzert, das abends stattfinden sollte, auszuruhen.

Um 19.45 Uhr begann dann das letzte Konzert unserer Reise. Auch hier konnten wir erneut die Zuschauer in unseren Bann ziehen und diese dankten uns für die Musik am Ende mit einem herzlichen Applaus. Direkt im Anschluss sprach der Direktor der Schule ein sehr großes Lob für die Qualität des Gesangs und die Disziplin, die Zeit und die Erziehung, die unser Chorleiter Ulli für all dies aufbringt, und untermauerte seine Worte des Dankes mit „solch eine Präzision muss man beklatschten!“ Voller Freude kehrten wir abends wieder in unsere Gastfamilien zurück.

 

10.10.2008 (Valparaíso)

Zum letzten Mal mussten wir uns an diesem Morgen von unseren Gastfamilien verabschieden. Doch bevor wir Richtung Flughafen steuerten, hatten wir zunächst noch eine Stadtführung durch die Weltkulturstadt 2003 Valparaíso. Hier steuerten wir wichtige Punkte der Stadt an, wie z.B. den Hafen, die Armada de Chile, ein alter Marinesitz, und wir fuhren mit einer Seilbahn, die noch aus alten Zeiten stammt, auf einen tollen Aussichtspunkt, den man nicht per Auto erreichen kann. Von dort aus liefen wir durch enge Gassen zum Bus, damit wir weiter zum Strand fahren konnten.

Valparaíso

 

Als letzten Punkt steuerten wir wieder die Schule an, um ein letztes warmes Mittagessen zu uns zu nehmen und uns für die Heimfahrt zu stärken. Anschließend ging es schon in Richtung Flughafen, um dort einzuchecken und den langen Flug mit einem Zwischenstopp in Madrid anzutreten.

 

Samstag, 11. Oktober 2008 (Rückflug)

Noch nicht lange aufgewacht wussten wir, dass wir schon bald in Frankfurt ankommen würden. Schon bald setzte der Pilot daher zur Landung an und wir sahen auf der Anzeigetafel, dass es bis zur Ladung noch 10min, 5min, 3min… dauerte. Doch plötzlich wurden wir in die Sitze gedrückt und starteten noch einmal durch. Also war die ganze Freude, endlich zu landen, umsonst und die Anzeigetafel stand wieder auf 20 min. Dieses Mal hat es auch gestimmt und wir landeten nach 20 min.

Ulli

 

Anschließend mussten wir noch vom Flughafen zum Bahnhof. Selbstverständlich war das mit 60 Schüler/-innen keine leichte Aufgabe, doch das managten die Organisatoren auch noch reibungslos. Nach einer letzten Anwesenheitskontrolle fuhren wir mit dem Zug um 20.20 Uhr ab nach Bad Hersfeld.

Es war offensichtlich, als der Zug um 21.48 Uhr in Bad Hersfeld eintraf, dass die Eltern und Freunde überaus glücklich waren, ihre Schätzchen nach 16 Tagen endlich wieder in den Arm nehmen zu können. Bei dem einen oder anderen Elternteil floss sogar eine Freudenträne.

Es gibt keinen Zweifel daran, dass diese Konzertreise nach Chile ein unvergessliches Erlebnis für unseren Chor bleiben wird!

 

Anne Zöll


Konzertreise Polen 2008

FlaggePolen14.05.2008 - 19.05.2008


Polen, ein Land, das den Schülerinnen und Schülern der Modell- und der Gesamtschule Obersberg nicht unbekannt ist! Nach fünf Jahren besuchten wir dieses Jahr erneut unsere Partnerschule Zespol Szkol Nr. 2 in Dzialdowo, im Nordosten Polens gelegen, mit der uns schon eine langjährige Freundschaft verbindet.

Anlass war dieses Mal das 15-jährige Schuljubiläum unserer Partnerschule, die nach Papst Johannes Paul II. benannt ist und mit ihren Feierlichkeiten auch dessen Geburtstag feierte. Somit waren wir nicht nur im offiziellen Auftrag unseres Schulleiters Herrn Weber als musikalischer Botschafter Deutschlands unterwegs, sondern bildeten gleichzeitig auf ausdrücklichen Wunsch unserer Gastgeber den musikalischen Rahmen des Festaktes bei den Jubiläumsfeierlichkeiten. Doch auch kulturell hatte diese Reise einiges zu bieten.

 

Mittwoch 14.05.2008

Pünktlich standen 70 Chormitglieder und ihre Eltern um 22:30 Uhr an der Modellschule Obersberg, doch begann unsere Fahrt nicht ganz so pünktlich wie geplant. Dies kann unter anderem daran gelegen haben, dass Philipp, junge und wichtige Verstärkung unseres Tenors, Geburtstag hatte und der ganze Cho rihm mit einem Ständchen gratulieren wollte. Ein Alter, bei dem „Mann“ an jedem Geburtstag noch nicht alt genug wird.

GruppenfotoWarschau

 

Um 23:30 Uhr konnte es dann wirklich losgehen, nachdem zur Sicherheit schon beim Einsteigen in den Bus die Pässe kontrolliert wurden. Im Bus wurde es auch schnell sehr still, da es eine allgemein beliebte Busfahrerpraxis sein muss, die Klimaanlage voll aufzudrehen. Je heißer und stickiger es wurde, desto ruhiger und müder wurden wir und bekamen den Grenzübergang gar nicht mit. Doch dank der „Osterweiterung“ fanden die polnischen Grenzbeamten uns und unsere Pässe auch vollkommen uninteressant.

Falls mancher die Straßenverhältnisse und Verkehrsführungen in Polen vergessen haben sollte oder noch nicht in deren Genuss gekommen war, so wurde er doch recht schnell im Laufe des folgenden Tages daran erinnert…

 

Donnerstag 15.5.2008

In Polen sind Autobahnen eher selten anzutreffen und wenn, dann verlaufen sie nicht immer in die Richtung, in die man eigentlich fahren möchte. Wir verbrachten den gesamten Vormittag auf Polens Landstraßen und „zuckelten“ durch Dörfer und Orte, die uns bis dahin vollkommen unbekannt waren. Diese Straßen hatten die Eigenschaft nicht nur einspurig, sondern auch kurvenreich zu sein. Tankstellen säumten ebenfalls eher selten unseren Weg, wo doch Tankstellen und Rastplätze ein Muss auf jeder längeren Busfahrt sind. Wir mussten uns also damit begnügen, nur alle 3 Stunden den Bus zu verlassen und auf Toilette gehen zu können, eine Tatsache, die besonders für Mädchen schwer zu ertragen ist.

AltstadtWarschau

 

Somit waren 2 Pausen in 6 Stunden ein neuer Rekord, dem im Verlauf unserer Fahrt noch einige folgen sollten. Der erste kulturelle Höhepunkt dieses Tages sollte eigentlich eine Stadtführung um 13 Uhr durch Polens Hauptstadt Warschau sein, doch wieder kam der zeitlichen Einhaltung unseres Programms im buchstäblichen Sinne etwas in den Weg. Zuerst war eine Brücke in Breslau für unseren Doppeldeckerbus, auf den wir alle sehr stolz waren, zu niedrig. Dann hingen wir in Warschaus Rush-Hour fest und wurden während dem ständigen Stopp and Go sogar von Fußgängern überholt.

Mit einer Stunde Verspätung begann um 14 Uhr unsere Stadtführung durch eine Altstadt, die um einiges schöner war als wir erwartet hatten. Wir begannen unsere Besichtigung auf dem Schlossplatz, auf dem man UNICEF Bären, die sämtliche Länder der UN repräsentieren sollten, nach dem Vorbild des Berliner Bären aufgestellt hatte. Der im Jahre 1370 erbaute Dom, der heute Sitz des obersten Kardinals der polnische Kirche ist, sowie die alte Stadtmauer waren ebenfalls Stationen unserer Tour.

An der Stadtmauer wurden wir auf eine Laterne hingewiesen, die, heute in einem eher unauffälligen Grau, unsere Gruppe zu einigen Witzen und unsere Stadtführerin zu einer Anekdote hinreißen ließ. Der örtliche Henker, so erfuhren wir, betrieb wohl als kleinen Nebenverdienst das Freudenhaus der Stadt und war somit nicht nur für die Bestrafung zänkischer Marktweiber verantwortlich. Diese wurden öffentlich in Käfige gesperrt, um sich zu beruhigen und gleichzeitig durch ihr Geschrei zur Volksbelustigung beizutragen. Eine Methode, die bei unserem Chorleiter nicht auf Abneigung stieß und unbedingt Thema dieses Berichts werden sollte, so Herr Meiß.

Auf dem Rückweg liefen wir an Häusern berühmter Persönlichkeiten wie Mme. Curie, der nobelpreisgekrönten Physiker- und Chemikerin, oder dem deutschen Schriftsteller E.T.A. Hofmann vorbei, die uns schon im Unterricht des Öfteren begegnet waren.

Wieder im Bus, erwarteten uns weitere zwei Stunden Fahrt. Doch nun wurden wir durch Sprechgesänge aus den hinteren Sitzreihen unterhalten, deren Repertoire sich von „Trullala“ über „Biene Maja“ bis hin zu „Drei Chinesen mit dem Kontrabass“ erstreckte. So kam dann auch allmählich der See in Lidzbark in Sicht, an dessen Ufer und versteckt im Wald eine kleine Ferienanlage steht, die in den nächsten Tagen unser zu Hause sein sollte.

Wir bezogen unsere 6-bettigen Bungalows und machten uns dann auch schon sofort auf den auf den Weg zum Abendessen, das wir in den folgenden Tagen immer in einer Kantine am anderen Ende des Lagers bekamen. Hier wurden wir offiziell vom Schulleiter der polnischen Schule und dem Herbergsvater begrüßt.
Als endlich alle satt waren, hieß es: „zurück Marsch, Marsch“ und spätestens um 24 Uhr hatten alle in den Betten zu liegen.

 

Freitag 16.5.2008

Der Morgen begann für alle Chormitglieder gleich. Zwar war jeder Bungalow mit einem eigenen Bad ausgestattet, doch auf warmes Wasser warteten wir vergeblich. Eine gute Sache hatte das kalte Wasser dann doch. Wir waren alle wach und relativ munter, als wir uns nach dem Frühstück für den Gottesdienst, an dem die gesamte Schule teilnahm, und für das anschließende Konzert in der Turnhalle der Schule umzogen.

Konzert

 

Auch heute kamen wir etwas verspätet an der Schule an und mussten uns schnell in die Prozession einreihen, die sich schon teilweise auf dem Weg zur Kirche befand. Der Gottesdienst dauerte 1 ½ Stunden und wurde somit zu einer echten Herausforderung für unsere evangelischen Chormitglieder, die weder mit der Zeremonie und dem Ritus noch dem ständigen Aufstehen und Hinsetzen vertraut waren.

Nach dem Gottesdienst machten wir uns auf einen schnellen Rückweg zur Schule, um noch einmal kurz proben zu können, doch für mehr als ein kleines Einsingen reichte es auch hier leider nicht mehr. Während des Festaktes saßen wir auf niedrigen Sportbänken und warteten auf unseren Auftritt. Das und die Tatsache, dass wir so gut wie kein Wort der Reden verstanden, zehrten an unserem Durchhaltevermögen.Für eine Abwechslung unserer Warterei bildete da ein traditioneller Tanz, der von Schülern aufgeführt wurde, die ungefähr in der sechsten Klasse waren. Unsere absoluten Favoriten waren ein kleiner Junge mit extravaganter Stachelfrisur und seine Tanzpartnerin.

Nun endlich folgte unser Auftritt, bei dem zu Beginn das aktuelle Chorbild überreicht wurde. Auch dieses Konzert kam gut an. Nach den Feierlichkeiten wurden wir zu zweit in Gastfamilien eingeteilt, mit denen wir den restlichen Tag verbrachten. Wir mussten feststellen, dass selbst Dzialdowo auch ein kleiner Ort ist, in dem wir ständig, selbst in den entlegensten Ecken, noch Chormitgliedern und ihren Gastgeschwistern über den Weg liefen.

Viele verbrachten den Tag mit Pizza oder Eis essen, doch am Abend trafen sich fast alle Jugendlichen in einer kleinen Disco wieder. Um 22 Uhr liefen wir alle gemeinsam zur Schule zurück, von wo wir mit dem Bus zu dem Restaurant fuhren, in dem auch die Lehrer sehr ausgelassen gefeiert haben müssen… In sehr ausgelassener Stimmung ging die Party noch eine Weile vor unseren Hütten am See weiter, aber um 01.00 Uhr war dann doch Bettruhe.

 

Samstag 17.5.2008

Nach den Feiern am Abend zuvor wurde unsere Frühstückszeit auf eine etwas humanere Zeit nach hinten verschoben und so erschienen wir, geweckt von der kalten Dusche, mehr oder weniger wach um 9:15 Uhr zum Frühstück. Danach machten wir uns auch gleich auf den Weg zum ca. drei Stunden Busfahrt entfernten Malbork, wo die Burganlage des Deutschritter Ordens steht. Auch diese Fahrt wurde, eigentlich wie jede Busfahrt und sei sie auch nur so kurz, für ein kleines Nickerchen zwischendurch genutzt.

StändchenMarienburg

 

Im Hof der Marienburg mussten wir, was bisher auf dieser Reise selten vorgekommen war und einen neuen Rekord bildete, auf unsere Burgführung warten. Und wir wären kein Chor, hätten wir diese kleine Pause nicht für eine paar Lieder genutzt. Wir standen also auf einem kleinen Vorplatz und sangen passend zum schönen Sommerwetter „In einer kleinen Konditorei“ oder „ Die Julishka“ und erfreuten damit nicht nur unsere polnischen Gastschüler, die uns an diesem Tag begleiteten, sondern auch einige Passanten.

Nach der Besichtigung kamen wir nicht umhin, noch ein paar Fotos vor der schönen Kulisse der Marienburg zu machen, für die sich unsere Lehrer sogar sportlich betätigen mussten, um uns alle zusammen mit den Polen auf ein Bild zu bekommen. In unserer Unterkunft wieder angekommen, nutzten wir die verbleibende Zeit noch für eine kurze, zweistündige Probe, um uns auf das bevorstehende Konzert am nächsten Morgen vorzubereiten. Auch hier wollten wir unseren polnischen Gästen eine kleine Freude machen und hatten zuvor extra zwei polnische Lieder einstudiert, deren Text es nun galt zu perfektionieren. Dabei stand uns der Herbergsvater unserer Unterkunft mit Rat und Tat zur Seite und es gab einen kleinen Exkurs in die polnische Sprache.

Busfahrt

 

Sonntag 18.5.2008

Trotz allgemeiner Müdigkeit am folgenden Morgen konnte weder das Frühstück noch die Abfahrtszeit nach hinten verlegt werden, da wir um die Mittagszeit ein Konzert in der Kirche in Dzialdowo geben wollten und sowohl das Einsingen als auch eine kurze Probe dieses Mal nicht wieder entfallen durften. Somit trafen sich die leicht übermüdeten Chormitglieder um kurz vor 9 Uhr in der Kantine und wurden während dem Essen über das Programm des heutigen Tages informiert.

KonzertKircheDzialdowo

 

Wir sollten in unseren Festival-T-Shirts singen, die wir zu unserem großen internationalen Chor- und Orchesterfestival im Jahre 2006 bestellt und zu verschiedenen Gelegenheiten in Bad Hersfeld getragen hatten. Doch da einige diese entweder noch nicht besaßen, da sie nach 2006 in den Chor eingetreten waren, oder sie ihnen zu groß waren, wurde bis zur Abfahrt aus Lidsbark fleißig getauscht, um bei dem Konzert auch ja gut auszusehen.

Als wir an der Kirche in Dzialdowo ankamen, wurde dort noch der sonntägliche Gottesdienst gefeiert und so nutzen wir die Zeit und hatten das erste Mal auf dieser Konzertreise genügend Zeit noch einmal etwas ausgiebiger zu proben. Kaum war der Gottesdienst zu ende, zogen wir auch schon in einer Prozession durch den Haupteingang der Kirche ein und summten dabei „Santo, santo, santo“.

FriedhofMlawka

 

Obwohl der Pfarrer unser Konzert am Ende des Gottesdienstes angekündigt hatte, sorgte die Größe unseres Chors bei den Gottesdienstbesuchern zuerst für leichte Verwirrung. Unser Repertoire bestand aus deutschen Volksliedern, englischen Gospels und natürlich, wie konnte es anders sein, drei polnischen Liedern. Diese kamen von all unseren Liedern am Besten an und es wurde kräftig mitgesungen. Wir verstanden die Begeisterung unseres polnischen Publikums jedoch erst vollkommen, als uns der polnische Pfarrer erklärte, dass am 18. Mai der Geburtstag des toten Papstes Johannes Pauls II. gefeiert wurde, der Pole gewesen war und in Dialdowo besonders verehrt wurde, und unsere 3 Lieder somit ein Geburtstagsständchen waren, das ihm bestimmt gefallen hätte.

Nach dem Konzert begleitete der polnische Schulleiter uns nach Mlawka, einem Friedhof, auf dem gefallene deutsche Soldaten aus den beiden Weltkriegen bestattet waren. Dieser Friedhof wurde von der Deutschen Kriegsgräberfürsorge betreut und von deutschen Jugendgruppen in den vergangenen Jahren gepflegt und oft besucht. Unser polnischer Gastschulleiter erklärte uns einige Hintergründe, die uns die Bedeutung dieses Friedhofes klar machten und bat uns, mit offenen Augen über dieses Mahnmal zu gehen. Tafeln mit deutschen Nachnamen, die auch in unserem Chor vertreten waren, regten uns zum Nachdenken an und ein Mädchen fand sogar den Namen eines im Krieg vermissten Familienmitgliedes.

Wieder zurück am See, neigte sich der Tag auch langsam wieder seinem Ende zu, doch ein Punkt stand doch noch auf unserem Programm. Obwohl es heftig zu regnen begonnen hatte, ließen es sich 20 Chormitglieder, u. a. unser Chorleiter Herr Meiß, nicht nehmen mit Tretbooten eine Runde über den See zu fahren. Wir wurden dabei zwar ordentlich nass, doch das hielt unsere Tretboot- Karawane nicht davon ab, mit Regenschirmen und Schwimmwesten bewaffnet den See zu erkunden. Für den Abend hatten die Polen einen DJ organisiert und ein Lagerfeuer vorbereiten lassen, das uns wieder aufwärmte.

Tretbootfahrt

 

Ein Teil des Chores tanzte zusammen mit den Polen auf der Tanzfläche der kleinen Disco, während der andere Teil sich am Lagerfeuer traf und ein paar Lieder sang. Dies sprach sich jedoch recht schnell herum und schon bald standen der gesamte Chor und unsere polnischen Gastgeber um das Feuer herum. Der deutsche Chor sang „Von guten Mächten“ oder „Oh Lord hear my prayer“ und sorgte für die typische Lagerfeuerstimmung mit Gänsehautfaktor. Auch dieser Tag ging in den frühen Stunden des folgenden Tages zu Ende.

 

Montag 19.5.2008

Am nächsten Morgen wurden die letzten Koffer gepackt, soweit das noch nicht am vorherigen Abend passiert war, und gemeinsam gingen wir ein letztes Mal sehr früh zur Kantine, da wir schon um 8 Uhr abfahren wollten. Wir beluden den Bus und machten es uns auf unseren Sitzen so bequem wie möglich, da uns die Hinfahrt noch all zu gut in Erinnerung geblieben war.

Unsere Abfahrt verzögerte sich auch dieses Mal um einige Minuten, aber um 8:45 Uhr verließen wir dann Lidzbark und unsere polnischen Gastgeber und machten uns müde und um viele Eindrücke reicher auf den Rückweg nach Deutschland. Langeweile drohte auch hier eher selten aufzukommen, da ständig irgendetwas los war. Erst kamen wir wieder in einen polnischen Stau, der uns aber im Gegensatz zur Hinfahrt nicht aus der Ruhe zu bringen im Stande war. Denn von den hinteren Bänken ertönte wieder ein kräftiges „Trullala“ und eine CD mit den Liedern aus dem neuen Hamburger Musical „Der König der Löwen“ motivierte uns zum Mitsingen.

AnlegerTreboote

 

Als auch diese beiden Zeitvertreibe zur Gänze ausgereizt waren, wurde eine DVD eingelegt, die uns aufs Neue beschäftigen sollte. Wen all diese „Entertainment- Angebote“ jedoch kalt ließen, etwas was bei der ständig ansteigenden Hitze ein echtes Kunststück war, der konnte sich durch ein kleines Nickerchen, das sich bei manchen zu einem ausgedehnten Mittagsschlaf ausweitete, anderweitig beschäftigen.

Irgendwo in Polen steuerten wir dann auch in altbekannter Konzertreisetradition eine Fast-Food-Kette an, die sich auch in Deutschland bei vielen Jugendlichen einer großen Beliebtheit erfreut und auch von unseren Chormitgliedern und ihren Lehrern immer wieder gerne auf unseren Reisen genutzt wird. Hier deckten wir uns mit Proviant ein, das bis hinter die polnische Grenze reichen musste.

Wieder in Deutschland konnten wir die Anzahl unserer Pausen um ein Vielfaches vergrößern und nutzen sie nicht nur, um auf die Toilette zu gehen, sondern hier und da auch mal, um ein kleines Eis zu essen. Begann unsere Konzertreise mit einiger Verzögerung, so bildete unsere Ankunft in Bad Hersfeld einen neuen Rekord, der von allen äußerst positiv zur Kenntnis genommen wurde. Pünktlich um 22 Uhr, wie zu Beginn festgelegt, ging unsere Konzertreise nach Polen mit der Ankunft in Bad Hersfeld zu Ende.

 

Marina Schneider