Konzertreisen Papenburg, Russland und Ungarn 2006

 

Konzertreise nach Szigetszentmiklós, Ungarn, 2006

FlaggeUngarn28.09.2006 - 03.10.2006


Die Juliska, die Juliska, aus Buda-Buda-pest, die hat ein Herz voll Paprika, das keinem Ruhe lässt! […] Bereits des Öfteren fester Bestandteil unseres Konzertprogramms, begaben wir uns während unserer letzten Konzertreise endlich einmal auf die Spuren des in Deutschland bekannten Operetten-Ohrwurms. Eingeladen hatte uns diesmal der Chor des ungarischen Elitegymnasiums „Batthyány Kázmer“ in Szigetszentmiklós, einem Vorort von Budapest.

 

Donnerstag, 28. September

Wir mussten bereits sehr früh am Morgen unseren geräumigen Doppelstock-Bus beladen, um auch pünktlich am Abend unsere ungarischen Gastgeber in Budapest begrüßen zu können. Zudem wollten wir auch noch einen kleinen Zwischenstopp in Wien einschieben, so dass sich um 5.00 Uhr unser voll beladener Bus auf den Weg Richtung Budapest machte. Am frühen Nachmittag erreichten wir dann die Vororte Wiens und besichtigten kurzerhand das berühmte Schloss Schönbrunn mit dessen riesiger Parkanlage und einem traumhaften Blick auf die österreichische Hauptstadt.

GruppenfotoSchlossSchönbrunnWien

 

Gestärkt von einem Stück Sachertorte mit Schlagobers oder einem Apfelstrudel machten wir uns anschließend auf den Weg Richtung Budapest. Gegen Abend erreichten wir dann endlich unser lang ersehntes Ziel, doch leider mussten wir uns noch etwas gedulden, um endlich unsere Gastfamilien kennen zu lernen, da sich die Verkehrsführung innerhalb Budapests als äußerst schwierig herausstellte. Doch dank Bianca, unserem personifizierten GPS-System, erreichten wir dennoch mit etwas Verspätung das Gymnasium. Dort warteten bereits sehnsüchtig unsere Gastschüler und deren Familien auf unsere Ankunft. Nachdem alle Koffer aus dem Bus geladen und die nähere Umgebung kurz erkundet wurde, versammelten sich alle in der Aula des Gymnasiums und unsere Gastgeber gaben für uns kurzerhand ein kleines Begrüßungskonzert, das uns erste Eindrücke ungarischer Musikkultur vermittelte. Anschließend fand die Einteilung in die Gastfamilien statt, mit denen wir dann den Rest des Abends verbrachten.

 

Freitag, 29. September

Wir trafen uns bereits um 8.00 Uhr in der Schule, um traditionell erst einmal länger zu proben, da wir bereits am Mittag unser erstes Konzert geben sollten. Noch etwas müde von der langen Fahrt nach Budapest, fiel uns das Proben in der Mensa und in der Aula etwas schwer, so dass unsere Gastgeber für uns schnell noch einen kleinen Imbiss mit Gebäck, Tee und Wasser organisierten. Gestärkt von diesem hieß es dann um Punkt 12 Uhr „Auf geht´s; Konzertaufstellung in der Aula nehmen!“ Alle Schülerinnen und Schüler hatten nach der 4. Stunde extra frei bekommen, um sich unser Konzert anhören zu können. Dementsprechend gespannt waren diese auf unser Programm, das an jenem Tag eine Mischung aus traditionell deutschen Volksliedern, bekannten Popsongs und einigen Gospels sein sollte. Unsere Gastschüler waren sichtlich begeistert, so dass wir am Ende des Konzertes noch eine Zugabe geben mussten, und die Schülerinnen und Schüler dankten es uns mit frenetischem Applaus. Den Abschluss dieses Konzertes bildete allerdings unser mit dem ungarischen Chor gemeinsam einstudiertes Lied „California dreaming“, das von einer kleinen Rhythmusgruppe begleitet wurde. Auch hier war das Publikum begeistert und forderte erneut eine Zugabe.

KonzertSchule

 

Nach dem Konzert hieß es dann erst einmal Mittagessen fassen mit anschließender Mittagspause, um fit für das noch anstehende Turnier am Nachmittag zu sein. Hier hatten sich unsere Gastgeber etwas ganz Besonderes ausgedacht. Im Sinne einer deutsch-ungarischen Begegnung fand an diesem Nachmittag ein Sporttag statt. So lernten einige von uns traditionell ungarischen Volkstanz, während andere sich in Gruppen zusammenschlossen, um gegen ihre ungarischen Gastgeber Fußball oder Volleyball zu spielen. Auch unsere Lehrer bildeten eine Fußballmannschaft, ließen allerdings selbstverständlich – ganz im Sinne der Gastfreundschaft – die gastgebende Mannschaft gewinnen. Der Sporttag endete gegen 20 Uhr, somit waren wir 12 Stunden en tour, und wir verbrachten den Rest des Abends erneut in den Gastfamilien.

BegegnungImRahmenEinesSporttages

 

Samstag, 30. September

Dieser Tag stand ganz im Zeichen der Gastfamilie! So verbrachten wir alle den Tag ausschließlich bei unseren Gastschülern, die uns Budapest zeigten – dort natürlich vor allem die historische Innenstadt, die bekannte Fischerbastei, die prächtige Burg oder die ein oder andere Shopping-Meile. Budapest präsentierte sich uns wahrlich als europäische Hauptstadt ersten Ranges, modern und traditionsverhaftet zugleich. Abends traf man sich dann beim Bowling oder in einer der wenigen Gaststätten von Szigetszentmiklós.

NotenwartMartinGellert

 

Sonntag, 1. Oktober

Den Vormittag verbrachten wir noch bei unseren Gastfamilien, bevor wir uns dann um 14 Uhr an der Schule trafen, um gemeinsam zu unserem nächsten Konzertort, etwa 30 km entfernt, zu fahren. Die ungarische Gemeinde Kiskunlacháza zählt ungefähr 7.000 Einwohner und hatte uns mit unserem ungarischen Gastchor zu einem Konzert in der dortigen Kirche eingeladen. Zuvor gab es jedoch noch ein wenig Zeit sich einzusingen und vor allem um nochmals unser musikalisches Gastgeschenk proben zu können. So hatten wir bereits etliche Probenzeit in Deutschland dazu genutzt, um nun unseren ungarischen Gastgebern als Ergebnis das ungarische Lied „Esti dal“ zu präsentieren. Leider stellte sich die für uns noch unbekannte Aussprache als fast unüberwindbar heraus und doch ließen wir uns nicht entmutigen – wir haben ja schließlich während der letzten Jahre einige Sprachen gelernt! Brigitte, die Lehrerin, die den Austausch auf ungarischer Seite betreute, gab uns noch ein paar letzte Tipps mit auf den Weg.

KonzertKircheKiskunlacháza

 

Dieses zweite Konzert war vor allem durch geistliche Lieder geprägt, obgleich auch hier bekannte Gospels und getragene Popsongs nicht fehlen durften. Das Publikum dankte uns mit frenetischem Applaus und Standing Ovations und war besonders von unserem musikalischen Gastgeschenk begeistert, das – dank Brigittes Tipps – besonders gut klappte. Im Anschluss daran präsentierte der ungarische Chor einen Querschnitt seines Repertoires und wir bekamen Einblicke in ungarische Gesangs- und Liedkultur. Nach dem Konzert hatten sich unsere ungarischen Gastgeber nochmals etwas Besonderes ausgedacht. So fuhren wir zu einem echten ungarischen Volksfest, das ein klein wenig auch an Lolls erinnerte und wo viele von uns erst einmal alle ungarischen Karussells ausprobieren mussten und sie sogar ein klein wenig das Lollsfieber packte. Nach diesem anstrengenden Tag stand Entspannung in den Gastfamilien an, die uns stets mit typisch ungarischem Essen verwöhnten.

 

Montag, 2. Oktober

Ein weiteres Highlight war für diesen Tag angesagt: der Besuch der historischen Burg Visegrad, eines der wichtigsten Plätze der ungarischen Geschichte überhaupt. Majestätisch hoch über der Donau thronend, konnten wir sie schon von weitem erblicken, und atemberaubend war später der Blick von den Burgmauern hinab ins malerische Tal. Mit leuchtenden Augen erklärten uns unsere Gastgeber geduldig alle historischen Fakten. Anschließend ging es noch einmal nach Budapest, einige Gruppenfotos mussten noch geschossen werden, und bei dieser Gelegenheit genossen wir ein letztes Mal den traumhaften Blick vom Gellert-Berg auf die darunter liegende City. Den Abschluss unserer Konzertreise bildete dieser Abend, für den Anita, die Chorleiterin des ungarischen Chores, und Brigitte extra ein Blasorchester engagiert hatten, das nun für die ungarischen und deutschen Schülerinnen und Schüler ein Konzert gab. Anschließend hatte man in der Mensa neben diversen Getränken auch ein reichhaltiges Abendessen vorbereitet, auf das sich nach einem kurzen offiziellen Teil alle sogleich stürzten. So endete dieser Tag, aber auch diese Konzertreise, mit einem gemeinsamen Abschlussabend, an dem – ganz im Sinne des Austauschgedankens – gemeinsam musiziert und Erfahrungen ausgetauscht wurden.

GruppenfotoBurgVisegrad

 

Dienstag, 3. Oktober

Nach einer kurzen Nacht packten dann alle ihre Sachen zusammen und verstauten diese im Bus. Nachdem wir uns für die doch längere Heimfahrt gestärkt und uns von allen Gastschülern, Gasteltern und Lehrern – allem voran Brigitte und Anita, die diese Tage so gut organisiert hatten – verabschiedet hatten, traten wir die Rückfahrt nach Bad Hersfeld an. Es war einmal mehr wieder eine absolut gelungene Konzertreise, die vermutlich keiner von uns so schnell vergessen wird.

Abschied

 

 

Bericht: Silke Pfannkuch
Fotos: Dirk v. Sierakowsky


Konzertreise nach St. Petersburg, Russland, 2006

FlaggeRussland09.06.2006 - 16.06.2006


09.06.06 – Russland wir kommen!

„Wir sind bestens gerüstet. Jetzt muss jeder mitziehen. Auf geht´s!“ Der Chef hat gesprochen. Mit dem ersten Tor der deutschen Elf gegen Costa Rica befinden wir uns auf dem Weg nach Russland. FIFA sei Dank, die Straßen sind frei. Raus aus dem komfortablen Doppelstockbus, dessen Stauraum durch unser üppiges Gepäck völlig ausgelastet war, Check in auf der Superfast 9 von Rostock Richtung Hanko (Finnland). Eine Stunde später legt die Fähre ab.

FähreSuperfast9

 

Wohl wissend, dass uns eine abenteuerliche, anstrengende Woche und die weißen Nächte bevorstehen, entspannen wir uns auf dem äußerst komfortablen „Traumschiff“ und genießen eine Nacht in den kleinen aber gemütlichen 4er Kabinen, die für zwei Schüler schon eine besondere Anziehungskraft haben, bevor wir den finnischen Boden betreten. Die Ruhe im Land der Seen und Wälder zeigt sich auf den Straßen, die mit Grenznähe allmählich vorbeigeht. ?Haltet eure Pässe mit dem Finger im Visum bereit!? – es heißt Schlange stehen an der Grenze. Aber wer hätte denn etwas anderes erwartet? Und trotz der Schlange strahlen zumindest die Zollbeamten Gelassenheit aus, getreu dem Motto: „In der Ruhe liegt die Kraft, Gott erschuf die Zeit – von Eile sprach er nicht.“ Nachdem mit Artjoms Hilfe bürokratische Hürden überwunden werden und wir den zuvor vergessenen Ausreisezettel ausgefüllt haben, der uns überhaupt die Rückreise nach Deutschland ermöglichen soll, lässt uns die russische Zollbeamtin tatsächlich passieren. Warten ist trotzdem noch angesagt, denn ohne Bus werden wir sicher nicht weit kommen.

 

11.06.06 – Irgendwo in Russland

Einen Blick aus dem Fenster verrät: Wir sind irgendwo in Russland, in einer ganz anderen Welt. Einfache Holzhäuser und alte Autos sind augenscheinlich, schlechte Straßenverhältnisse spürbar. Szenenwechsel: Wir kommen in Stadtnähe. Die Straßen bessern sich und Elena hat den wertvollen Tipp unserer Gastgeber. „Wir erwarten euch an der Straße und halten ein Schild mit der Aufschrift 56 in die Höhe.“ Wer könnte das denn mitten in St. Petersburg übersehen?

UnserMinihotel

 

Sofort erfolgreich auf der Suche nach unseren Gastgebern fahren wir zum Gymnasium Nr. 56, wo uns eine der zahlreichen warmen Mahlzeiten erwartet. Die Schulküche sollte auch in den nächsten Tagen unentwegt unter Dampf stehen, denn wir werden mit mindestens drei Mahlzeiten täglich, davon zwei warme, verwöhnt. Dem Speiseplan steht unser tägliches Kulturpensum jedoch in nichts nach, wie wir später noch feststellten.

„Auf geht’s ins Minihotel!“ Als wir vor unserer einwöchigen Unterkunft ankommen, sind wir kurzzeitig erstaunt, ob wir hier richtig sind. Aber in Russland wurden auch schon Kirchen zu Schwimmbädern umfunktioniert. Allerdings muss man erwähnen, dass wir außerhalb der Innenstadt untergebracht sind. So haben wir den Vorzug, in einer echt russischen Umgebung zu wohnen, so dass wir den Unterschied zwischen der prunkvollen Stadt und dem Leben in den Außenbezirken am eigenen Leib erfahren können. Außerdem hat unser Minihotel verschiedene Zellblöcke bzw. Standards: A(„acceptable“) B(„better than nothing“) C („can´t be used“) D („don´t touch“). Aber die Stimmung in der Gruppe ist prima, ob beim Fußball schauen oder beim Sammelaufenthalt in den Zellblöcken A und B.

IsaaksKathedraleAussicht

 

12.06.06- Nationalfeiertag mit wunderschönem Sonnenschein

Neben der täglichen Fahrt zum Gymnasium mit schultypischen Aufstehzeiten beginnen wir den Tag mit leichter Kost: Hamburger, Gelee, süße Brötchen, Käse, Kaffee und Tee, dazu hervorragende Folkloretänze, Rammsteintheater, klassische und spanische Gitarrenklänge und „Ein Jäger aus Kurpfalz“ werden uns von der Partnerschule geboten. Anschließend zeigen wir ein wenig von unserer Gesangskunst und stellen fest, dass bereits hier die „Moskauer Nächte“ Begeisterung bei den Gastgebern auslösen. Beeindruckend ist auch die Ausstattung des Gymnasiums (Beamer pro Klassenraum, Internetpool, Bibliothek, PCs, Klassenräume etc.), das nicht umsonst den Preis für die beste Schule Russlands bekam. Zumindest scheint die Lehratmosphäre optimal zu sein.

Nach dem Mittagessen folgen am Nationalfeiertag Russlands eine Stadtrundfahrt und ein Stadtrundgang, wo wir die talentierten russischen Rekruten bei ihrem Programm Life-on- Stage auf der Wassilijewski-Insel erleben können. Tom Jones ist „in the (russian) army now“. Dieser Tag artet zu einem wahren Fotoshooting aus, denn die fulminante Innenstadt bietet eine traumhafte Kulisse. Den krönenden Abschluss bildet am Abend ein Besuch der Isaaks-Kathedrale mit Besteigung des Turmes, auf dem wir russische Lieder schmettern und die wunderschöne Aussicht auf Sankt Petersburg genießen können.

 

13.06.06 – Kulturpensum en masse und eine Menge Sonnenschein

Neben dem obligatorischen Aufstehen, Turbostimmbildung, Proben und Essen, ständigem Busfahren aufgrund der weiten Anfahrtswege von Behausung, Verpflegungsstelle und Innenstadt wird dieser Tag genauso wie die Mahlzeiten sättigend. Zunächst kommen wir alle in den Genuss der Eremitage mit ausgiebiger Führung und geraffter Übersetzung, wobei einige von schon jetzt von der Müdigkeit gezeichnet sind. Keiner ahnt jedoch, dass nach dem Mittagessen noch die Peter-und-Paul-Festung und der Alexander Park auf uns warten.

PeterUndPaulKathedrale

 

Wo bleibt da noch Raum für etwas Freizeit? Aber nein, wir haben ja einen Kulturauftrag. Wir sind tapfer und fahren auch in den nächsten Abenden immer wieder sehr spät ins Hotel zurück. Aber deshalb ist niemand wirklich traurig – außer wenn vom besten Innenausstattungsstück ein Weltmeisterschaftspiel mit deutscher Beteiligung zu sehen ist.

 

14.06.06 – Bewährungsprobe beim ersten Konzert

Wieder ist der Tag mit kulturellen Highlights gespickt. Zunächst die Petrikirche, dann der Turbospaziergang durch den Newskij-Prospekt (die Hauptstraße Petersburgs) in Gruppen, wo einem schon mal das Herzrasen kommen kann, wenn man eben noch vollzählig war und nun plötzlich jemand fehlt. Aber wunderbar, wir sind ein großes Team, wo immer mindestens zwei das Kommando und die Übersicht haben. Schon wieder ist Turboessen angesagt, denn die Kasaner Kathedrale soll noch kurz besichtigt werden, bevor wir unseren musikalischen Auftrag beginnen.

Konzert

 

Kurze Probe und los geht´s: Erst der russische Mädchen-, dann der Knabenchor und danach wir. Hoch konzentriert liefern wir eine sehr gute Leistung ab. Leider ist das Konzert nicht so gut besucht, wie man es von den Heimspielen in Hersfeld kennt, aber St. Petersburg ist ja eine verdammt große Stadt mit unzähligen kulturellen Highlights. Macht nichts. Die Leistung stimmte, und in der vorletzten Reihe zeigten sich bei einigen Besuchern sogar Tränen bei den „Moskauer Nächten“ und beim gemeinsamen Schlussstück mit dem russischen Knabenchor. Zufrieden gehen wir essen und feiern nach zahlreichen Spekulationen den nächsten deutschen Sieg gegen Polen.

 

15.06.06 – Zweites Konzert im Haus der Offiziere

Der Donnerstag unserer Reise verläuft eher unspektakulär. Das heißt aber nicht, dass wir wenig tun, sondern dass wir allmählich von den kulturellen Highlights müde werden. Um einen kurzen Eindruck von unserem Tagespensum zu bekommen, hilft ein Blick in den genau durchstrukturierten Ablaufplan, der dennoch kürzer als der der vergangenen Tage ist:

Stärkung

 

  • 07.30 Abfahrt aus dem Hotel
  • 08.00 Frühstück
  • 08.45 Abfahrt nach Tsarskoje Selo (Stadt Puschkin)
  • 10.30 Führung durch den Katharinenpalast und Rundgang durch den Park
  • 12.30 Rückkehr ins Gymnasium
  • 14.00 Mittagessen
  • 15.00 Abfahrt ins Haus der Offiziere
  • 16.00 Konzert im Haus der Offiziere
  • 17.30 Abfahrt in den Sommergarten und dort Spaziergang
  • 18.45 Rückkehr ins Gymnasium
  • 19.00 Abendessen
  • 20.00 Abfahrt ins Hotel

 

Kürzer heißt ja nicht unbedingt stressfreier. Denn wo ist die Freizeit auf dem Plan? Wozu? Wir können doch direkt neben dem Gymnasium einen kurzen Lebensmitteleinkauf tätigen, worauf sich das Wort „Freizeit“ in diesem Fall ja im weitesten Sinne beschränkt. Wir schaffen es auch ohne Freizeit nicht, einen Zeitvorsprung für die Konzerte herauszuholen, denn ständig ist Stau in der Hauptverkehrszeit. Da aber das Umziehen im Bus eine lange Chortradition ist, erreichen wir immer zum rechten Zeitpunkt und ordentlich gestylt unser Ziel. Das Konzert hat wieder ein lachendes und ein weinendes Auge: Wir kommen neben dem russischen Knabenchor, der Rhythmusgruppe und dem Mädchenchor sehr gut an und rühren die russischen Damen aus dem Publikum zu Tränen. Schade nur, dass nicht mehr Zuhörer gekommen sind.

 

16.06.06 – Ein Auftritt der besonderen Art

Der Abschlusstag wird der stressigste überhaupt: Na gut, so kurz vor der Abfahrt möchten wir noch soviel wie möglich von St. Petersburg mitnehmen und vor allem die weiße Nächte erleben. Doch der Tag beginnt zunächst mit einem schweißtreibenden Turbospaziergang durch den Park des Schlosses Peterhof. Gott sei Dank wird gegen die Hitze ein Meißsches Patentrezept eingebaut: Wir bekommen eine kalte Dusche. Diese glorreiche Idee ist nicht nur für diesen heißen Tag vorgesehen sondern unser Führungsmitglied gab somit fast allen die Möglichkeit, endlich mal duschen zu können ohne anstehen und Gefahren abwägen zu müssen. Aber zwischen dem Turbospaziergang und der kalten Dusche liegt noch ein Auftritt der besonderen Art. Spontan und anscheinend beeindruckend lassen wir deutsche, englische und russische Musik im Peterhof erklingen, denn eine ältere russische Dame bedankt sich überschwänglich mit „Spasiba, spasiba“ bei uns. Ein schönes Gefühl!

SchlossPeterhof

 

Doch das eigentliche Konzert findet erst anschließend in den Höfen der Kapelle mitten in Petersburg statt. Die Besucherzahl ist wesentlicher höher, schließlich singen vor uns einige russische Solisten. Und auch diesmal lösen wir wieder Begeisterungsstürme aus.

Nach dem Abendessen geht der Tag mit einer Schiffsfahrt auf den zahlreichen Kanälen weiter. Irgendwie kehren wir schließlich in ein komisches Lokal ein, wo einige von uns trotz Vorausbezahlung auch nach zwei Stunden noch auf ihr Getränk warten. Gegen 1 Uhr nachts staunen wir die berühmten Nevabrücken an, die langsam geöffnet werden, ohne zu wissen, was das für uns bedeuten sollte. Denn da sind sie, die drei Problemchen: Brücken oben, unser Bus am anderen Ufer und das ablaufende Visum vor Augen. Wir müssen also auch ohne Bus schleunigst zum Hotel zurück und entscheiden uns spontan für Taxis. Just in time, nur dass die russische Ausstattung der Taxis nicht ganz der deutschen entspricht. Aber perfekt geplant, denn die letzten von uns fahren schließlich um 5.15 Uhr ins Hotel zurück – und um 5.30 Uhr ist ja erst die geplante Abfahrt Richtung Finnland. Gott sei Dank haben einige der früher angekommenen bereits für die Verspäteten gepackt“

WeißeNächte

 

Nach diesen überwundenen Klippen genießen wir ein letztes Mal die Fähre mit Fußballweltmeisterschaftsspielen und einem fantastischen Frühstücksbuffet.

Natürlich sind wir froh wieder zuhause zu sein, aber trotz aller Strapazen hat es viel Spaß gemacht. Es ist eine beeindruckende Stadt und eine unglaubliche Erfahrung, und dank unseren Dolmetschern Artjom, Elena und Helene sind wir prima zurecht gekommen. Ullis Fazit geht noch in eine andere Richtung: „Es ist schon etwas Besonderes, wenn alte Menschen, die deutsche Besatzung miterlebt haben, in Tränen ausbrechen und einem deutschen Chor danken. Wir haben etwas bewegt.“ Damit hat er vollkommen recht, aber auch die gute Chorgemeinschaft und der Zusammenhalt waren beeindruckend – eben ein echtes Team. Wer hat denn da abgeguckt? Entweder Klinsmann bei Ulli oder Ulli bei Klinsmann. Danke für diese Reise!

Bericht: Bianca Hüttner
Fotos: Dirk v. Sierakowsky


Konzertreise nach Papenburg(Ems), 2006

FlaggeDeutschland03.02.2006 - 06.02.2006


Man stelle sich eine Turnhalle voller Luftmatratzen und Schlafsäcken vor, ein Sportereignis, bei dem man kilometerweit einer Kugel hinterherläuft, eine Gruppe Jugendlicher, die – in ihrer besten Kleidung auftretend – ihre Schlafsäcke wieder zusammenlegen und ihr Geschirr in einem der Waschbecken säubern, während andere inmitten dieser Säuberungsaktion ihren Frühsport in Form eines Handballspiels absolvieren. Szenen aus einem Survival-Camp? Weit gefehlt!! Dies alles sind Erinnerungen an unsere letzte Konzertreise, die uns nach Papenburg, einer Stadt im Emsland, führte.

 

Freitag, 03.02.2006

Nachdem am Freitagmorgen die Halbjahreszeugnisse ausgeteilt wurden, versuchten alle Schülerinnen und Schüler möglichst schnell nach Hause zu kommen, um das verlängerte Wochenende in allen Zügen genießen zu können. Nur eine Gruppe Jugendlicher verharrte freudig und mit Koffern, Schlafsack und Luftmatratze bepackt am Ende der Busschleife der Modellschule Obersberg. Mit insgesamt 52 Sängerinnen und Sängern nutzten wir die kurzen Ferien, um die Big Band des Gymnasiums in Papenburg für vier Tage zu besuchen. So bepackten wir gegen 11 Uhr unseren Bus und machten uns auf den Weg Richtung Norden, dort, wo das Land „platt“ ist. Dort gegen 17 Uhr angekommen, erwartete uns bereits der Schulleiter des Gymnasiums sowie Hagen, der Leiter der Big Band des Gymnasiums und Organisator der Reise. Nach einer kurzen offiziellen Begrüßung und einem kleinen Snack in der Aula der Schule fuhren wir direkt in die Kirche, um dort für unsere Konzerte am Sonntag zu proben. Während wir normalerweise immer mit mind. 60 Sängerinnen und Sänger auf Reise gehen, waren es diesmal – aufgrund von einigen Krankheitsfällen und Abitur bedingten Absagen – nur knapp 50, so dass eine intensive Vorbereitung besonders wichtig war. In der Kirche wurden wir sehr herzlich empfangen: der Pfarrer organisierte sogar für alle Tee, um zu gewährleisten, dass unsere Stimmen nach der langen Busfahrt wieder ihre Höchstform erreichen.

GemeinschaftunterkunftSporthalle

 

Im Anschluss an die Probe fuhren wir zurück in die Schule, wo uns bereits einige Eltern, die ein großzügiges Abendessen vorbereitet hatten, erwarteten. Nach dem Essen war es dann endlich soweit: wir konnten nun unsere so genannte Gemeinschaftsunterkunft begutachten, die aus einer Turnhalle mit einigen Gymnastikmatten und einer Mädchen- und Jungen-Umkleidekabine bestand. So versuchte erst einmal jeder eine dieser Gymnastikmatten zu bekommen, um anschließend den besten Platz in der Halle auszuwählen ? vorrangig wurden von einigen, besonders von den männlichen Mitgliedern, die Plätze direkt an der Abgrenzung zum „Mädchentrakt“ bevorzugt. Im Folgenden konnte man ein außergewöhnliches Bild betrachten: während die einen ihre Luftmatratzen aufpumpten und den erworbenen Hallenplatz zu ihrem individuellen Schlafzimmer umgestalteten (einige Sportutensilien wurden kurzerhand zum Kleiderschrank umfunktioniert), nutzten andere den noch freien Raum zwischen den „Schlafzimmern“, um darin Handball- oder Fußball zu spielen. Nachdem Ulli uns einige Formalitäten bezüglich der Nachtruhe und des Betretens des Mädchenschlafplatzes erläutert hatte, machten sich einige bereits „Bett-fertig“, da in der nächsten halben Stunde das Licht für alle zentral ausgeschaltet werden sollte. Wer hingegen noch den sozialen und kommunikativen Kontakt zu seinen Mitsängern suchte, musste nur in die Umkleidekabine der Jungen gehen, die wir kurzerhand in unseren Aufenthaltsraum umfunktioniert hatten. Der Tag endete für alle um Mitternacht, als man sich in seinen Schlafsack kuschelte in der Hoffnung, eine einigermaßen ruhige Nacht erleben zu dürfen.

 

Samstag, 04.02.2006

Bereits um halb sechs klingelten die ersten Handys – natürlich im Bereich des weiblichen Geschlechts! Es folgten ca. 30 weitere Handy-Weckrufe in 5-minütigen Abständen, bis endlich alle wach waren und pünktlich um 8.00 Uhr zum Frühstück erscheinen konnten. Da wir in der Schule untergebracht waren, musste jeder von uns Geschirr, Tassen und Besteck von zu Hause mitbringen, so dass jeweils nach einer nahrhaften Mahlzeit das Spülen des eigenen Geschirrs begann. Auch hier wurde das im Klassenzimmer angebrachte Waschbecken, das normalerweise für das Säubern der Tafel oder Ähnlichem genutzt wird, zu einer echten Spülgelegenheit umfunktioniert.

Frühstück

 

Der Samstag stand dann ganz im Zeichen des kulturellen Kennenlernens der Stadt und ihrer Umgebung. Zunächst fuhren wir in das Nachbarland Holland, um dort die Festung Bourtange zu besichtigen. Diese ist vor allem aufgrund ihrer außergewöhnlichen Architektur besonders sehenswert. Hier hatte man es mit Hilfe von diversen Deichkonstruktionen geschafft, dass die Festung nie eingenommen werden konnte.

GruppenfotoHolland

 

In Papenburg wieder angekommen und ein kleines Mittagsmahl eingenommen, ging es dann zu einem weiteren kulturellen Höhepunkt des Emslandes: die Besichtigung der berühmten Meyer-Werft! Wir hatten das einmalige Vergnügen die einzelnen Phasen des Schiffsbaus nicht nur aus einer gewissen Distanz beobachten zu können, sondern durften auch durch die Hallen gehen und somit allen Konstruktionsplätzen bzw. Schiffen vis-a-vis gegenüberstehen. Besonders beeindruckend war die Besichtigung der letzten großen Halle. Dort standen wir plötzlich vor einem fast fertigen Luxus-Kreuzfahrtschiff, das im Frühjahr geliefert werden soll. Hier sah man noch die Arbeiter, die die einzelnen Möbel in das Schiff verstauten oder den Rest des Bildes an der Außenhaut des Schiffes fertig stellten. Schon fast zur Tradition geworden ist das Singen an außergewöhnlichen Orten – und so durfte auch hier ein kleines Ständchen, vor allem für unsere Werft-Führer, nicht fehlen.

Noch völlig von der Werftführung begeistert, steuerten wir einem nächsten kulturellen Höhepunkt entgegen: der Boßel-Tour! Es ist in der Tat ein ostfriesischer Nationalsport – es gibt sogar Weltmeisterschaften -, bei dem mehrere Mannschaften ihren jeweiligen Kugeln, die sie zuvor gerollt haben, hinterherlaufen und das über mehrere Kilometer. Wie man bereits erkennen kann, sind die Regeln dieses Sports äußerst schwierig und undurchsichtig, so dass für uns nur ein versierter Sportlehrer als Spielleiter in Frage kam. So teilte uns Roman, wenn auch nicht immer Herr der Lage, in vier gleichstarke Teams ein, die nun jeweils eine Boßelkugel bekamen und diese nun um die Wette rollten. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten – wer ist eigentlich in meiner Gruppe? wer passt darauf auf, dass die Kugel nicht den Deich runterrollt oder was ist das eigentlich für ein Sport, bei dem es für uns Waldhessen noch nicht einmal bergauf geht? – und einem daraus resultierenden Neustart, gewann schließlich Team 2, das einfach die sportlichsten Mitglieder und die besten Lehrkräfte hatte ? ;o)))

BesichtigungMeyer-Werft

 

Während eines solchen Sportereignisses darf die passende Verpflegung nicht fehlen. So waren wir mit zwei Bollerwagen ausgerüstet, die Tee, diverse Getränke und Gebäck für zwischendurch transportierten. Ebenfalls Tradition, allerdings ostfriesische, ist das anschließende Abendessen, das auch wir, dank Hagens perfekter Organisation, genießen durften. So gab es zur Stärkung nach dem anstrengenden Spiel an diesem Abend Grünkohl mit „Pinkel“ (Würstchen). Gestärkt von dem reichhaltigen Essen, setzte Ulli kurzerhand noch eine zweistündige Probe an, um uns optimal auf den morgigen Konzerttag vorzubereiten. Im Anschluss daran bezogen wir wieder unsere Gemeinschaftsunterkunft, sprich: einige machten sich für die Nacht fertig, andere betätigten sich nochmals äußerst sportlich und wieder andere fanden sich in unserem Aufenthaltsraum zusammen, um diesen Tag ruhig ausklingen zu lassen.

 

Sonntag, 05.02.2006

Heute hieß es früh aufstehen, da es bereits um 7.30 Uhr Frühstück geben sollte! Danach fuhren wir in die Kirche, um nochmals für den anstehenden Gottesdienst, den wir musikalisch gestalten sollten, zu proben. Dann war es endlich soweit! Wir präsentierten erstmals an diesem Tag in der vollbesetzten Kirche unser Programm, das bekannte deutsche Kirchenlieder als auch englische Spirituals beinhaltete, und den Zuhörer hat es sichtlich gefallen, da diese am Ende der Messe sogar applaudierten.

Konzert

 

Der Rest des Vormittags stand dann für alle zur freien Verfügung, bevor um 15 Uhr in der Kirche erneut die ersten Töne zur Generalprobe erklangen. Während wir vormittags musikalischer Teil des Gottesdienstes waren, fand nachmittags nun ausschließlich ein Konzert zusammen mit der Big Band Papenburg statt, das zuvor groß in der dortigen Presse angekündigt wurde und für das man sogar Eintritt nahm. Auch hier konnten wir uns wieder über eine fast voll besetzte Kirche freuen. Während wir im ersten Teil des Konzertes eher geistliche Lieder präsentierten, ging es im zweiten Teil um die Liebe im Allgemeinen, die einerseits in alten deutschen Volksliedern, andererseits in englischen Popsongs oder bekannten Schlagermelodien wie der Tritsch-Tratsch-Polka ihren Ausdruck fand. Zwischen diesen Teilen zeigte die Big Band Papenburg ihr Können und forderte mit fetzigen Big Band- Sounds die Zuhörer zum Mitklatschen auf. So mussten wir am Ende des Konzertes sogar noch zwei Zugaben geben und das Publikum dankte uns mit Applaus und Standing Ovations.

Nach diesem anstrengenden Tag fing dann endlich der gemütliche Teil an. Wieder in der Schule angekommen, empfingen uns die Mitglieder der Big Band und der Schulleiter des Gymnasiums. Man hatte in der Aula neben diversen Getränken ein reichhaltiges Buffet vorbereitet, auf das sich alle, nach einem kurzen offiziellen Teil, gleich stürzten. So endete dieser Tag, aber auch diese Konzertreise, mit einem gemeinsamen Abschlussabend, an dem – ganz im Sinne des Austauschgedankens – gemeinsam musiziert und Erfahrungen ausgetauscht wurden.

Abschlussabend

 

Montag, 06.02.2006

Nach einer kurzen Nacht konnte man ein letztes Mal eine Schlange vor den Mädchenduschen erkennen, bevor dann alle ihre Sachen wieder zusammenpackten und im Bus verstauten. Zuvor jedoch gingen wir zum Frühstück und trafen an diesem Tag auf einige Schüler, die diesen Raum eigentlich als Unterrichtsraum nutzen wollten – die Schule hatte bereits begonnen – und uns ziemlich überrascht ansahen. Nachdem wir uns für die doch längere Heimfahrt gestärkt und uns von allen – vor allem von Hagen, der diese Tage top organisiert hatte – verabschiedet hatten, traten wir die Rückfahrt nach Bad Hersfeld an.

AbschiedVonHagen

 

Dort angekommen, fielen sich einige nochmals in die Arme – so eine Gemeinschaftsunterkunft verbindet! – bevor dann die meisten von uns zu Hause angekommen vermutlich erst einmal ein kleines Schläfchen gemacht haben und dabei das Klingeln der Handys oder die Anfeuerungsrufe während des Handballspiels gänzlich vermissten. Alles in allem war dies mal wieder eine absolut gelungene Konzertreise, die vermutlich keiner von uns so schnell vergessen wird.

 

Bericht: Silke Pfannkuch
Fotos: Marlene Vetter, Mattheus Drzewiecki, Dirk v. Sierakowsky