Konzertreise Frankreich 2002

Konzertreise nach Changé, Frankreich, 2002

24.06.2002 - 29.06.2002FlaggeFrankreich


Obwohl unser Chorleiter Ulli monatelang Verhandlungen mit den verschiedensten Ansprechpartnern europäischer Länder geführt hatte, wollte und wollte sich einfach kein konkretes Projekt für eine Auslandskonzertreise ergeben. Quasi als Retter in der Not stellte der deutsch-französische Partnerschaftsverein Ludwigsau, eine Nachbargemeinde von Bad Hersfeld, einen Kontakt mit dem Gospelchor der verschwisterten nordfranzösischen Stadt Changé her. Mit dieser Hilfe sollte unsere ersehnte Konzertreise nun doch nicht ins Wasser fallen. Damit diese auch erfolgreich verlaufen sollte, hieß es üben, üben, üben, was vor allem durch die 50 Cent-Regelung (für Insider) auch der Chorkasse zu Gute kam. Um nicht völlig ahnungslos mit der französischen Mentalität konfrontiert zu werden, wurde ein Info-Abend veranstaltet, bei dem wir mit Ludwigsauer Insiderwissen versorgt wurden.

KathedraleVonLeMans

 

1.Tag: Am 24.06.2002 trafen wir uns dann zu einer äußerst unchristlichen Uhrzeit (4.30 Uhr!!!) an der Lomokreuzung in Bad Hersfeld, um in Richtung Frankreich zur Förderung der Völkerverständigung zu starten. Während der Fahrt wurden wir berieselt durch diverse Gospelgesänge per Video, die uns die schier unendlich scheinenden Wartezeiten im Stau versüßten. Den ersten imposanten Eindruck französischer Baukunst erhielten wir bei der Besichtigung der Kathedrale in Chartres. Selbstverständlich nutzten wir diesen Zwischenstopp, um in der einzigartigen Akustik des weltberühmten Wallfahrtsortes einige geistliche Lieder zu singen. Die letzte Etappe bis Changé bewältigten wir – Harry Potter in Form eines Videos sei Dank – wie im Fluge. Die Strapazen der 16-stündigen Fahrt waren fast vergessen, als wir von unseren zukünftigen Gastgebern Fahnen schwenkend in Changé empfangen wurden. Nach einem kleinem Umtrunk und zweisprachiger Begrüßung wurden wir den Gastfamilien zugewiesen.

GruppenfotoMontSaintMichel

 

2.Tag: Am darauffolgenden Morgen stand die Besichtigung der Altstadt von Le Mans auf dem Programm. In der dortigen Kathedrale sangen wir einige Lieder, bevor wir in zwei Gruppen eingeteilt anschließend eine fachkundige Führung zu einigen der Sehenswürdigkeiten der Stadt erhielten. Unser erstes Picknick – sprich Mittagessen – fand im „Jardin des Plantes“ statt, einem wunderschönen Park inmitten der City gelegen. Dort ließen wir uns die üppigen Lunchpakete unserer Gasteltern schmecken. Doch der bisher so vergnügliche Tag drohte fast in einem Desaster zu enden, da bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht gewährleistet war, ob die Möglichkeit bestand, das Halbfinalspiel zwischen Deutschland und Südkorea im französischen TV anzuschauen. Doch unter vollem Einsatz seitens Ulli ermöglichte es uns dieser, nach einer anschließenden Probe für den bevorstehenden Auftritt im Altenheim von Changé die 2. Halbzeit des Spieles doch noch mitzuverfolgen. Glücklich über den Sieg unserer Nationalelf traten wir beschwingt unser Konzert im Altenheim an. Zunächst etwas skeptisch beäugt, wurden wir zum Konzertende mir einer extra eingeübten Klatscheinlage, Getränken und Kuchen von den Senioren belohnt. Ab 18.00 Uhr trafen wir uns in Begleitung unserer Gastfamilien zu einem gemütlichen Grillabend, einem sogenannten Barbecue. Zu allerlei Geschmacksirritationen führte dabei eine französische Wurstspezialität, die aus besonderen „Leckereien“ wie verschiedenen Innereien oder Kuheutern bestand. Während der Rest der Truppe nach dem Essen so vor sich hin schmorte, stellte sich bei den anschließend stattfindenden sportlichen Aktivitäten heraus, dass Ulli zum Dirigieren weit aus besser geeignet ist als zum Fußballspielen …

AufZumPicknick

 

3.Tag: Am darauffolgenden Morgen fand ein Ausflug zum weltberühmten Wallfahrtsort „Mont Saint Michel“ statt. Die Besonderheit dieser auf einem hoch emporragenden Felsen liegenden Abtei ist, dass sie bei Flut gänzlich vom Atlantik umspült ist, bei Ebbe jedoch vom Meer nichts zu sehen ist. Uns bot sich bei der Ankunft zunächst die Möglichkeit, die Anlage selbstständig zu erforschen. Später entschlossen wir uns dann zu einem Spontanauftritt am Fuße der Klosterkirche, gewissermaßen ganz auf Spendenbasis, da die meisten der kurz verweilenden Zuhörer es sich nicht nehmen ließen, das ein oder andere Geldstück in einen eigens dafür bereitgestellten Hut zu werfen. Danach hieß es nur noch die letzten Stufen zum Aussichtsplateau zu erklimmen, um das einzigartige Panorama zu genießen. Anschließend sangen wir in der Klosterkirche – sicherlich ein beeindruckendes Erlebnis, nicht nur wegen der einzigartigen Akustik. Anstatt eines zeitaufwendigen Badeausfluges bot sich am Nachmittag die Möglichkeit, die sehenswerte Stadt Fougeres zu besichtigen. Deren Wahrzeichen ist eine tadellos erhaltene, weitreichende Stadtmauer, die bei einigen Mitgliedern sogleich das Bedürfnis erweckte, diese zu besteigen. Nach Changé zurückgekehrt, verbrachten wir den Abend in unseren Gastfamilien.

 

4.Tag: Für Donnerstagvormittag standen die Besichtigung der berühmten Rennstrecke des 24-h-Rennens von Le Mans sowie der Besuch des dazugehörigen Automuseums auf dem Plan. Trotz der wirklich sehenswerten Exponate atmeten die nicht wirklich Technik-Interessierten unter uns auf, als wir schließlich zum Picknick in den „Arche de la nature“ aufbrachen. Eine Lichtung im Wald lud zum Ausspannen in der Sonne ein, und der dortige Kletterturm weckte bei einigen sogar das Kind im Manne- will heißen: selbst Chormitglieder über die 20 Jahre hinaus entdeckten plötzlich bisher ungeahnte akrobatische Fähigkeiten. Gut erholt und gestärkt traten wir dann mit Elan unsere 4-stündige Probe in der Kirche von Le Mans an. Für das Konzert gewappnet, ging es spätnachmittags zum Stärken und Umziehen noch einmal kurz in die Gastfamilien. Bereits zu Beginn unseres Auftrittes konnten wir auf eine gut gefüllte Kirche blicken. Die Zuhörer begleiteten unseren Chor und die Blechbläser, die ihrerseits einige Stücke zum Programm beisteuerten, applaudierend durch das gut 1½-stündige Programm. Froh darüber, dass unser erstes größeres Konzert in Frankreich so erfolgreich verlaufen war, blieben viele Sängerinnen und Sänger noch gerne in Le Mans, um einen kleinen Umtrunk zu sich zu nehmen.

Triumphbogen

 

5.Tag: Eine weitere Abwechslung brachte der Freitagvormittag mit einer Wanderung durch den französischen Wald. Ziel war die Eiche „Bob“, welche angeblich zu einer der größten in ganz Europa gehören soll. Hier sangen wir unserem ortskundigen einheimischen Führer ein Ständchen als Dankeschön. Mit einer abenteuerlichen Abkürzung über Stock und Stein erreichten wir schließlich nach gut 3 Stunden wieder den Ausgangspunkt und machten es uns auf der Lichtung beim Picknick bequem. Schmissige Bläserklänge unserer mitgereisten Bläser-Combo sorgten für die angemessene Tafelmusik. Zur Freude vor allem der weiblichen Mitglieder bot sich am Nachmittag die Möglichkeit zu einem – leider ein wenig zu kurzen – Einkaufstrip in Le Mans. Da an diesem Abend noch unser Hauptkonzert in Changé stattfinden sollte, mussten wir nämlich in der dortigen Kirche noch unsere Generalprobe abhalten. Wie am vorherigen Tag war die Zeit zwischen Probe und Konzert sehr knapp bemessen, so dass manche von uns nur mit Mühe und Not pünktlich zu Konzertbeginn erscheinen konnten. Das Konzert selber stellte sich als ein riesiger Erfolg heraus: Schon während des Programms wurden immer wieder Zugaben gefordert, insbesondere von unserer Solistin Tatjana bei ihrem Solopart „Ride the Chariot“. Nicht mehr in den Bänken hielt es das Publikum bei dem Gospel „Good News“: laut klatschend und mit Bewegungen rhythmisierend trat es mit dem Chor in Dialog. Weitere Höhepunkte des Konzertabends waren die Blechbläser mit ihren schmissigen Beiträgen und – nicht zu vergessen – die eigens für diese Fahrt eingeübten französischen Volkslieder, die alle Zuhörer mit uns mitsangen. Frenetischer Applaus und insgesamt etwa 30 Minuten Zugaben waren ein toller Lohn für unsere vielen Proben. Der sich anschließende Disco-Abend bildete einen gelungenen und unterhaltsamen Abschluss dieses Abends und der gesamten Fahrt.

 

6.Tag: Besonders der morgendliche Abschied ließ so manche Träne bei uns und unseren Gastgebern kullern, doch wir können uns ja auf ein Wiedersehen mit unseren neugewonnenen Freunden Ende August freuen, wenn diese uns in Bad Hersfeld besuchen. Trotz eines Kurztrips zu den Sehenswürdigkeiten von Paris, die wir leider nur vom Bus aus bestaunen konnten, kamen wir weitaus früher zu Hause an als erwartet. Es ergab sich daher sogar noch die Möglichkeit, am Abend etwas anderes zu unternehmen, eine Gelegenheit, die viele nutzten, um ihre noch frischen Eindrücke einer tollen Konzertreise noch einmal miteinander Revue passieren zu lassen.

 

Carolin Stein und Kristina Albrecht