Konzertreise Kroatien 2001

Konzertreise nach Brela, Kroatien

Juli 2001FlaggeKroatien


Endlich war es soweit! Nachdem wir zwei Jahre zuvor unsere letzte und bis dahin einzige Chorfahrt, die uns nach Wuppertal zur Internationalen Chorwoche führte, angetreten hatten, hieß es im Juli 2001 erneut: „Koffer packen, Noten und Badehose nicht vergessen, denn es geht gen Süden!“ Diesmal führte uns Chorleiter Ulrich Meiß außerhalb des deutschsprachigen Raums: An die dalmatinische Riviera Kroatiens. Hier erwartete uns während des 10-tägigen Aufenthalts eine gute Mischung aus touristischem und musikalischem Programm. Man wollte Land und Leute kennen lernen und wir hofften außerdem, diese mit unserer Musik ansprechen zu können. So stiegen eines Samstagnachmittags 65 Singfreudige, alle gespannt auf das, was uns dort erwarten würde, in den äußerst komfortablen Bus, der uns sicher nach Kroatien fahren sollte.

 

1. Tag:

Nachdem wir die ganze Nacht durchgefahren waren, konnten wir am Sonntag morgen das erste Mal die kroatische Landschaft bewundern. Nach einem ausgiebigen Frühstück in Rijeka fuhren wir dann jedoch die schier endlose Küstenstraße weiter, um gegen Abend unsere Unterkunft zu erreichen. Untergebracht im südkroatischen Städtchen Brela hieß es zunächst „Koffer auspacken und frisch machen“. Trotz aller Müdigkeit erkundeten wir nach dem Abendessen die nähere Umgebung. Es erwartete uns eine traumhafte Mischung aus Gebirge, Strand und Meer, das so klar war, dass man bis auf den Grund sehen konnte, und so fühlten wir uns an diesem Ort gleich sehr wohl. Doch an diesem Abend gingen alle früh ins Bett, um für die nächsten zwei Tage ausgeschlafen zu sein, da bereits am Dienstag unser großes Konzert in der Kirche zu Makarska auf dem Programm stand.

GruppenfotoKircheMakarksa

 

2. Tag:

Wir hatten bereits im Juni damit angefangen, uns für diese Reise musikalisch vorzubereiten, ohne jedoch genau zu wissen, was uns konkret erwarten sollte. So kamen wir mit einem großen Repertoire an geistlicher und internationaler Literatur in Kroatien an und mussten nun an diesem Tag die für das Konzert in Frage kommenden Stücke aussuchen und nochmals vertiefen. Somit stand der Montag ganz im Zeichen unseres großen Konzertes, das im Rahmen des Internationalen Kultursommers der dalmatinischen Riviera am kommenden Abend stattfinden sollte. Doch der Badespaß durfte natürlich nicht zu kurz kommen und so legten wir mittags eine zweistündige „Singpause“ ein. Anschließend fuhren wir nach Makarksa, um in der Kirche das erste Mal anzusingen. Uns erwartete eine wundervolle und große Kirche, die eine fantastische Akustik besaß, so dass wir alle den kommenden Abend herbeisehnten. Nach einigen Stellproben blieb dann noch Zeit für eine Besichtigung der Stadt, die mit ihrem kleinen Hafen äußerst imposant wirkte. Nach dem Abendessen wurde erneut geprobt, um am nächsten Tag dem kroatischen Publikum etwas Besonderes bieten zu können, da wir zudem wussten, dass sogar der örtliche Radiosender anwesend sein würde.

 

3. Tag:

Nach dem Frühstück rüsteten wir uns zunächst für eine Wanderung im Biokovo-Gebirge. Dort besichtigten wir eine Kirche und mehrere Dörfer, die nur während der Erntezeit – also ausschließlich im Sommer – bewohnt sind. Gemäß eines alten Brauches lud uns der Küster nach einem kurzen Ansingen in der Kirche zu einem kleinen Umtrunk ein. Man hatte getrocknete Pflaumen und Datteln sowie selbstgemachten Walnuss- und Kräuterschnaps für uns vorbereitet, so dass wir sehr überrascht und erfreut von dieser Gastfreundschaft waren. Anschließend führten wir unsere Wanderung durch das Gebirge fort, auf der wir eine unbeschreibliche Landschaft sowie einen wundervollen Blick auf das Meer hatten. Gegen Nachmittag hieß es vorerst absolute Konzentration zur Generalprobe für das Konzert. Doch dann standen uns noch ein paar Stunden zur freien Verfügung, in denen wir unserem Badespaß nachgehen konnten. Als wir dann abends in unserem Bus Richtung Makarska saßen, waren alle sehr gespannt, wie viele Besucher unser Publikum fassen würde. Am Tag zuvor hatten wir schon bemerkt, dass überall in der Stadt Plakate zur Ankündigung unseres Konzertes aushingen. Doch die Überraschung war enorm, als wir sahen, dass die Kirche bis auf den letzten Platz gefüllt war. Mit einer Mischung aus geistlichem und internationalem Liedgut konnten wir das größtenteils kroatische Publikum überzeugen. Trotz großer Hitze blieben alle bis zum Schluss und bedankten sich bei uns mit stürmischem Applaus und Standingovations. Abgerundet wurde dieses Konzert durch den Auftritt einer Auswahl an Blechbläsern sowie durch solistische Gesangseinlagen. Den Abschluss bildete das als Zugabe gewünschte geistliche Lied „Dona nobis pacem“, was uns verdeutlichte, wie sehr die Menschen noch immer unter dem Eindruck des Krieges stehen und dass der Wunsch nach Frieden sehr groß ist.

Nach dem Konzert lud uns der Veranstalter als kleines Dankeschön für dieses gelungene Konzert in ein einheimisches Restaurant ein. Hier hatten die Besitzer schon alles vorbereitet, so dass wir uns an eine mit Spezialitäten des Landes gedeckte Tafel setzen konnten. Beeindruckt von so viel Gastfreundschaft gaben wir nochmals ein kleines Platzkonzert, um anschließend mit unseren Gastgebern gemeinsam das kroatische Volkslied „Kad si bila mala mare“ (Video-Micro-Live) einzustimmen. Im Hotel wieder angekommen waren sich wohl alle einig, dass wir, überwältigt von so einem Konzert, diesen Tag noch lange in Erinnerung behalten werden.

 

4. Tag:

Da das touristische Programm nicht zu kurz kommen sollte, fuhren wir an diesem Mittwoch Vormittag mit dem Boot auf die Lavendelinsel Hvar, um in einer einsam gelegenen Bucht zu baden und die herrliche Landschaft Kroatiens genießen zu können. Gegen Mittag bereiteten uns die Bewohner dieser Bucht ein erneut landestypisches Essen zu. Hier konnten wir uns mit frisch gegrilltem Fisch und selbstgemachtem Schafskäse für den kommenden Nachmittag stärken, an dem wir für den nächsten Auftritt proben mussten. Der sollte schon am Donnerstag Vormittag im Rahmen einer Deutschen Messe im Wallfahrtsort Medjugorje stattfinden. Apropos Proben: Da das Hotel keinen speziellen Probenraum besaß, musste ein wenig improvisiert werden. Dank der Hotelleitung, die uns freundlicherweise sehr entgegenkam, konnten wir die dortige Bar und unseren Speisesaal für unsere zahlreichen Übungsstunden in Anspruch nehmen. So wurde mehr oder weniger das ganze Hotelgelände für unsere Proben genutzt: Ob aus der Bar, am Strand oder aus dem Aufenthaltsraum – das ganze Hotelleben war in diesen Tagen durch unseren Chorgesang bestimmt.

Taubenfütterung

 

5. Tag:

So fuhren wir an diesem Morgen relativ früh ab, um im Nachbarland Bosnien – Herzegowina pünktlich an der Messe teilnehmen zu können. Angekommen im Wallfahrtsort Medjugorje, erwartete uns eine bis auf den letzten Platz gefüllte Kirche, wobei die meisten Besucher aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz kamen. Zu diesem Ort strömen täglich Tausende von Pilgern aus aller Welt, um die Marienerscheinung zu erfahren. Jeden Tag werden hier Messen in verschiedenen Sprachen gehalten – so auch an diesem Tag die deutsche. Nach der Messe führte uns die Reiseleitung zu einer Informationsveranstaltung einer kirchlichen Institution, die Drogenabhängigen die Möglichkeit eines „kalten Entzugs“ bietet. Hier berichteten einige „Ehemalige“ über ihren Weg aus dem Drogenmilieu mit Hilfe dieser Organisation. Anschließend fuhren wir dann nach Mostar, um die Stadt zu besichtigen. Was wir dort sahen, war sehr erschreckend und löste bei uns große Bestürzung aus. Vor uns lag eine ehemals wunderschöne Altstadt in Trümmern. Sogar die als Wahrzeichen bekannte Brücke aus dem Jahr 1556 wurde in den letzten Kriegstagen zerstört und wird nun wieder aufgebaut. Hier wurden wir direkt mit den Folgen des Balkankrieges konfrontiert und nun begriffen wohl alle die Sinnlosigkeit eines Krieges. Ebenfalls sehr beklemmend wirkte die Präsenz der SFOR- Truppen, die mit ihrem Hubschrauber das Gebiet überwachten. Hier hatte man auch die Gelegenheit mit Betroffenen über Ursachen und Folgen dieses Krieges zu sprechen und so traten später alle sehr nachdenklich die Heimfahrt an.

SingenImMeer

 

6. Tag:

An diesem Tag folgten wir Winnetous Spuren: In Omis, nicht weit entfernt von Brela, mieteten wir zwei Boote und fuhren die Cetina (Fluss) entlang, bis wir zu einer landschaftlich beeindruckenden Schlucht gelangten, in der im Übrigen kurze Sequenzen der berühmten Winnetouverfilmungen gedreht wurden. Dort an Land gegangen, erwartete uns bereits eine großzügige Mahlzeit. Nach diesem guten Essen besichtigten wir jene traumhafte Landschaft, die so typisch für Kroatien ist. Im Hotel wieder angekommen hieß es mal wieder „Auf geht´s“ zur Vorbereitung unseres nächsten Auftritts. Und so erklang erneut der schwungvolle Gospel „Ride the Chariot“, der durch unsere Solistin zu einem wahren Highlight wurde, durch die gefüllte Hotelhalle und somit wurde selbst ein musikalisch Nichtinteressierter auf uns aufmerksam. Am Abend besuchten dann einige von uns das dort sehr bekannte „Klapa-Konzert“ in Omis. Hier treten alljährlich die besten A- Capella Chöre Dalmatiens auf, um in dieser Endausscheidung als Sieger den beliebten Preis zu erhalten. Selbst der örtliche Fernsehsender übertrug diesen Höhepunkt live. Hier lernten wir, auch durch die hervorragenden Leistungen der einzelnen Chöre, die dort typischen Volksweisen kennen und waren von dem teilweise sehr ausdrucksstark Dargebotenen tief beeindruckt.

 

7. Tag:

Diesmal führte uns ein Tagesausflug zu einer der schönsten Hafenstädte des Mittelmeerraumes: Dubrovnik, bekannt durch seine noch immer erhaltenen Stadtmauern, die in der Römerzeit gebaut wurden, ist als eine der wenigen Städte vom Balkankrieg in den 90- er Jahren verschont geblieben. Und so konnten wir während einer intensiven Führung diese wundervolle Altstadt mit ihren verwinkelten Gässchen kennen lernen. Trotz großer Hitze unternahmen wir einen Rundgang auf der Stadtmauer, von der aus man einen fantastischen Blick auf Klippen und Meer hat. Anschließend gab es zur Erfrischung ein kühles Eis. Abgerundet wurde dieser Ausflug durch ein kleines Konzert in der alten römischen St. Blasius Kirche, wo zahlreiche Passanten auf uns zukamen, um sich für unser Dargebotenes zu bedanken. Gegen Abend im Hotel wieder angekommen, konnten wir nur kurz während des Abendessens unsere Eindrücke der letzten Tage auf uns wirken lassen, da bereits der nächste Auftritt auf dem Programm stand. Als kleines Dankeschön für die überaus freundliche Hotelleitung, die uns immer versuchte zu unterstützen, gaben wir an diesem Abend ein Konzert am Pool, mit dem wir uns bei Personal und Hotelgästen verabschiedeten.

Plakatankündigung

 

8. Tag:

Am nächsten Morgen hieß es dann Abschied nehmen von dieser traumhaften Landschaft und den überaus freundlichen Menschen, denen wir in diesen Tagen begegnet waren. Doch zunächst fuhren wir zu unserem letzten Auftritt, der in der Kirche zu Brela im Rahmen einer Heiligen Messe stattfinden sollte. Mit einer Mischung aus eher getragenen geistlichen Liedern und schwungvollen Gospels wie „Ride the Chariot“ oder „I´m gonnna sing“ konnten wir die kroatischen Zuhörer so begeistern, dass sie sich nach der Messe mit Applaus bei uns bedankten – der Pfarrer sprach sogar von einem „Engelschor“. Nach dem Gottesdienst hatte die Gastgebergemeinde einen kleinen Imbiss für uns vorbereitet – man überraschte uns mit selbstgebackenem Kuchen und selbstgemachtem Walnussschnaps. Begeistert von dieser Gastfreundschaft stimmten wir mit unseren neugewonnenen Freunden erneut das kroatische Volklied „Kad si bila mala mare“ an, das uns bereits während der ganzen Chorfahrt begleitete. Hier erlebten wir einen unvergessenen Abschluss unserer Kroatienreise und so traten wir dann gegen Mittag die Heimreise an, die uns vorerst nach Split führen sollte. Hier blieb noch Zeit für eine Besichtigung der Stadt, bevor wir dann endgültig mit dem Einchecken auf der Fähre, die uns nach Rijeka bringen sollte, von Kroatien Abschied nehmen mussten. Auf der Rückfahrt machten wir dann noch einmal einen kleinen Zwischenstopp in Slowenien, wo wir die Tropfsteinhöhlen bei Postojna besichtigten, nicht ohne dort in einzigartiger Atmosphäre ein kleines Konzert zu geben.

Als wir dann Montagnacht sicher in Bad Hersfeld ankamen, waren sich alle einig, dass dies wohl ein unvergessenes Ereignis bleiben würde und dass sich das hohe Engagement des Chorleiters Ulrich Meiß gänzlich gelohnt hat.

 

Silke Pfannkuch